Josef Müller: "Man hat mir das Geld hinterher geworfen!"

Sex, Drogen, wilde Partys, Mafia-Kontakte und jede Menge Kohle - Die Lebensbeichte des Millionen-Betrügers Josef Müller, "Ziemlich bester Schurke", enthält mehr Zündstoff, als man das einem Rollstuhlfahrer zutrauen würde.
von  (ali/spot)

Berlin - Er ist ein echter Schurke. Daraus macht Josef Müller (58) keinen Hehl. Der ehemalige Konsul und Millionenbetrüger, der mit den Reichen und Schönen verkehrte und vom FBI und LKA gejagt wurde, hat in seiner fünfjährigen Haftstrafe zu Gott gefunden und ein Buch über seine weltlichen Verfehlungen verfasst: "Ziemlich bester Schurke" (Brunnen Verlag). Ein Stück über Habgier, Wahnsinn und Reuegefühle. Beim Hausbesuch von spot on news verrät er, wie es ihm gelang die Drogen-Mafia um 40 Millionen Dollar zu betrügen und warum er heute mit zehn Millionen Euro Schulden glücklicher ist, als je zuvor.

Die Lebensgeschichte von Betrüger Josef Müller in "Ziemlich bester Schurke" - das Buch können Sie hier kaufen

Wenn man den lahmen Josef Müller (58,www.ziemlich-bester-schurke.de) Sonntags im Gottesdienst der freikirchlichen Gemeinde des Jesus Christus Zentrums in Olching bei München beim andächtigen Gebet erlebt, kann man sich kaum vorstellen, dass der fromme Bruder früher eher dem Teufel, als dem lieben Gott zugetan war. Lahm war das Leben des Querschnittgelähmten nämlich zu keinem Zeitpunkt. Obgleich er seit seinem 17. Lebensjahr unfallbedingt im Rollstuhl sitzt, tat er stets alles dafür, ein ganz Großer zu werden. "Gott hat mir meine Füße genommen, dafür hat er mir eine große Klappe gegeben." Und mit der bringt er es weit.

Zunächst als Steuerberater mit vier Kanzleien und fünfzig Mitarbeitern. Ein Auskommen mit dem jeder andere Mensch hätte zufrieden sein können. Nicht so Josef Müller. "Ich war gierig und wollte unendlich reich werden." Beflügelt durch jede Menge Kokain ließ Müller es gerne krachen. Ob Champagner-Orgien im Münchner Nachtleben, teure Prostituierte, Rolls Royce, Yacht auf Mallorca, die Nachbarvilla von Friedrich K. Flick im Münchner-Herzogpark oder ein McLaren mit Flügeltüren für 650.000 Mark, der Polizistensohn liebte die schillernde Selbstinszenierung.

Gerne umgeben von Show-Kolorit wie La Toya Jackson, Gloria von Thurn und Taxis, die al-Gaddafi-Familie, Prinz Charles, Roberto Blanco, den Wepper-Brüdern oder Heiner Lauterbach. "Das Geld in Kombination mit meinem Rollstuhl öffnete mir viele Türen." Titel wie Honorarkonsul von Panama oder monegassischer Botschafter von Zentralafrika taten ihr Übriges. Geblendet von seiner schillernden Inszenierung und der Legende, dass er ein erfolgreicher Börsenspekulant sei, vertrauten ihm viele ihr Geld an. "Die haben mir ihr Geld regelrecht hinterher geworfen!"

Sogar ein südamerikanischer Drogen- und Waffenschieber machte sich seiner Dienste zu nütze. Mit der falschen Legende, er wolle die Erbschaftssteuer umgehen, sollte Müller für ihn die elterlichen Einkünfte aus einer Werft in Miami nach Deutschland schaffen. In Bar! Von der Gier getrieben übernahm Müller das höchstpersönlich. Ausgestattet mit fünf Hartschalenkoffern, in die jeweils eine Million Dollar passten, flog er das Bargeld von Miami nach München. "Insgesamt schaffte ich so 40 Millionen Dollar rüber und ich bin bei all meinen Flügen nicht einmal kontrolliert worden. Da hat mir mein Rollstuhl gute Dienste erwiesen."

Mindestens so abenteuerlich auch die Bank am Münchner Promenadeplatz, die das Geld in Nacht und Nebel-Aktionen in der Tiefgarage entgegen nahm, ohne zu fragen woher es kommt. Da die Dollarnoten nicht gezählt waren, sondern lediglich mit Gummis gebündelt waren, erhielt er von den Mitarbeitern lediglich eine handschriftliche Quittung: "132 Bündel klein, 62 Bündel mittel, 74 Bündel groß." Drei Tage später rief ihn die Bank an, um ihm mitzuteilen, dass es sich um 4,123 Millionen US-Dollar handelte und ihm die Summe zum entsprechenden Tageskurs in D-Mark auf seinem Girokonto gutgeschrieben werde.

"Es war wie ein Rausch. Desto mehr es wurde, desto gieriger wurde ich." Er investierte in defizitäre Projekte und begann an der Börse zu spekulieren. An manchen Tagen verdiente Müller so bis zu 250.000 Dollar. An anderen Tagen verlor er ein Vielfaches. Beim Dollar-Crash Mitte der Neunziger waren die Mafia-Millionen futsch. Sein Auftraggeber Enrico Caprino ebenfalls. Das FBI hatte ihn einkassiert, was den mächtigen Kartell-Boss nicht daran hinderte Müller via Telefon mit einer Todes-Schwadron zu drohen.

"Es lagen zwar 3.000 Seemeilen zwischen uns und der Anruf kam aus dem Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses in Florida, aber ich wusste, dass es ein leichtes für ihn war, mich ausknipsen zu lassen. Zum ersten Mal wurde mir richtig bewusst, dass ich zu einem aktivem Mitspieler des Bösen geworden war. Und ich hatte die Hosen gestrichen voll." Was ihn nicht daran hinderte weitere Anleger um ihr Geld zu prellen. 383 an der Zahl mit einem Gesamtschaden von 7,3 Millionen Euro. Dafür verurteilt ihn das Landgericht München I im Jahr 2005 zu fünf Jahren und vier Monaten Haft. Wohlgemerkt erst nachdem ihn LKA und FBI einmal rund um den Erdball gejagt hatten, bis sich Müller schließlich stellte.

"Ich bin dreimal mit falschem Pass in die USA gereist bis mich die Kraft verließ. Ich war kurz davor mich in Miami aus dem Fenster zu stürzen, entschied mich aber dann, nicht feige zu sein, und mich meiner Verantwortung zu stellen." Seine Verantwortung musste er in Deutschlands ungemütlichstem Knast übernehmen: in München-Stadelheim. Dort baute man dem Rollstuhlfahrer extra eine Zelle um. Mit besonderer Beleuchtung! "In der dunkelsten Zeit meines Lebens hat mich dort das Licht erreicht." Josef Müller findet während seiner Haftstrafe zu Gott, studiert Theologie im Fernstudium und nimmt 37 Kilo ab.

Als er am 10. August 2010 aus der Haft entlassen wird, ist er physisch wie psychisch ein anderer Mensch. Müller verkündet seitdem Gottes Wort und hält Vorträge über den zerstörerischen Zusammenhang von Geld und Gier. Auch nachzulesen in seinem Roman "Ziemlich bester Schurke" (Brunnen Verlag, Euro 17,99), dessen Einnahmen der Gläubiger-Entschädigung dienen sollen. Er selbst lebt von der Waisenrente seines kürzlich verstorbenen Vaters in dessen bescheidenem Häuschen in Fürstenfeldbruck. Ohne Butler, ohne Maybach und ohne Kaviar. "Aber glücklich - trotz 10 Millionen Schulden! Denn jetzt habe ich Gott, das ist viel mehr Wert als alle Kohle dieser Welt!"

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