Joint-Blödeleien

„Ananas Express“, die Kifferkomödie von US-Regisseur Green, amüsiert auch nüchtern
von  Abendzeitung

„Ananas Express“, die Kifferkomödie von US-Regisseur Green, amüsiert auch nüchtern

Kifferkomödien sind eigentlich nur bekifft zu ertragen. Über David Gordon Greens „Ananas Express“ kann man sich auch ohne Zuhilfenahme von Rauschmitteln amüsieren – vor allem wegen des Drehbuchs von Seth Rogen, Evan Goldberg und Judd Apatow.

Das Trio („Superbad“, „Knocked Up“) hat das Komödienfach in Hollywood aufgemöbelt. Schlagfertige Dialoge, die sich durch eine gesunde Ignoranz gegenüber den Altersfreigabe-Gremien auszeichnen, sind ein Markenzeichen ihrer Filme, die auch ohne Star-Besetzung in den USA Rekordumsätze verbuchen.

Autor Seth Rogen spielt nun selbst die Hauptrolle des Gerichtszustellers Dale, der mit seinem Marihuana-Dealer Saul (James Franco) zwischen die Fronten rivalisierender Drogenkartelle gerät. Als Saul ihm ein neues Cannabis-Hochleistungsprodukt mit Namen „Ananas Express“ präsentiert, nimmt Dale den Stoff direkt mit zum nächsten Zustellungstermin. Der Joint ist im Auto noch nicht aufgeraucht, als Dale Zeuge wird, wie der Adressat der gerichtlichen Vorladung im Verein mit einer uniformierten Polizistin einen Mann niederschießt.

Dale ergreift die Flucht, aber der weggeworfene Ananas-Express-Joint legt die Spur zu Saul, der in der Stadt den Alleinvertrieb des Stoffs übernommen hat. Gemeinsam begeben sich die beiden Kiffer auf eine aberwitzige Flucht, verfolgt von den Handlangern eines Drogenbarons, falschen Polizistinnen und chinesischen Killerkommandos.

Schlagfertiger Witz

Regisseur Green setzt weniger auf tumbe Action als auf das humoristische Feuerwerk der Dialoge zwischen den beiden dauerbedröhnten Freunden. Die Mischung aus Schlagfertigkeit, Sprachwitz, Blödeleien und gezielten, aber nie überdrehten Geschmacklosigkeiten entwickelt durchaus ihren eigenen Charme. Ein Großteil der Komik entsteht durch die verlangsamte Reaktionszeit der berauschten Helden und der Rasanz, mit der die Ereignisse über ihnen zusammenprallen.

Furchtlos stürzen sich Seth Rogen und James Franco über die Klippen der Lächerlichkeit, ohne im Abgrund der totalen Infantilisierung zu landen. Erst im überdrehten Finale, bei dem definitiv zuviel Geld in die Pyrotechnik gepumpt wurde, beginnt der Film auf der Stelle zu treten. Da hätte man die Jungs einfach früher vom Spielplatz nach Hause schicken sollen.

schwi

Kino: Mathäser, Cinema in OF, R: David Gordon Green K: Tim Orr (USA, 112 Min.)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.