Johannes Mario Simmel mit 84 Jahren gestorben

Hamburg/Zug (dpa) - Der Schriftsteller Johannes Mario Simmel ist tot. Er starb nach Angaben seines Anwalts Bruno Bitzi vom Freitag am 1. Januar im Alter von 84 Jahren in einer Seniorenresidenz in der Nähe der Schweizer Stadt Zug.
von  Abendzeitung

Hamburg/Zug (dpa) - Der Schriftsteller Johannes Mario Simmel ist tot. Er starb nach Angaben seines Anwalts Bruno Bitzi vom Freitag am 1. Januar im Alter von 84 Jahren in einer Seniorenresidenz in der Nähe der Schweizer Stadt Zug.

Berühmt wurde der Österreicher unter anderem mit den von Kritikern zumeist als trivial eingestuften Romanen wie «Es muss nicht immer Kaviar sein» (1960), «Jimmy ging zum Regenbogen» (1970) und «Der Stoff, aus dem die Träume sind» (1971). Seine rund 35 Romane und Erzählungen erschienen weltweit in 33 Sprachen in einer Auflage von 73 Millionen. Zahlreiche seiner Werke wurden zudem verfilmt. Simmel zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern, der stets engagiert Themen der Zeit verarbeitet hat.

Wie Bitzi mitteilte, will die Familie nichts Näheres zur Todesursache des Schriftstellers sagen. Sie plane eine Beisetzung im engsten Familienkreis. «Herr Simmel war seit einiger Zeit pflegebedürftig und lebte in einer Altersresidenz bei Zug», sagte der Anwalt.

Simmel wurde am 7. April 1924 in Wien als Sohn eines Chemikers und einer Filmverlags-Lektorin geboren. Die Eltern stammten aus Hamburg. Simmel verbrachte seine Kindheit in Österreich und England. In der österreichischen Hauptstadt machte er Abitur und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Chemieingenieur. Als Heilmittelchemiker arbeitete er ab 1943 in einem kriegswichtigen Betrieb.

Bereits als 17-Jähriger legte er seinen ersten Novellenband «Begegnung im Nebel» vor, der 1947 im Zsolnay Verlag erschien. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Dolmetscher für die US- Militärregierung in Österreich und schrieb nebenher seinen ersten Roman «Mich wundert, daß ich so fröhlich bin», der 1949 erschien und Zeitungs- wie Filmleute auf ihn aufmerksam machte. Das Debüt basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Zweiten Weltkrieg und begründete Simmels Ruf als Autor dokumentarisch untermauerter Romane. Nahezu zeitgleich wurde er Österreichs jüngster Kulturredakteur und wenig später Drehbuchautor beim Film. Ein Jahr später zog er nach Deutschland, wo er für die Zeitschrift «Quick» als Reporter durch die ganze Welt reiste.

Seinen Durchbruch als Romanautor feierte Simmel mit dem Agentenroman «Es muss nicht immer Kaviar sein», der zunächst als Fortsetzung in einer Illustrierten erschien und später ebenso verfilmt wurde wie «Lieb Vaterland, magst ruhig sein» (1965), «Und Jimmy ging zum Regenbogen» (1970), «Der Stoff, aus dem die Träume sind» (1971), oder «Liebe ist nur ein Wort» (1971). Insgesamt 18 verfilmte Simmel-Romane kamen im deutschsprachigen Raum in die Kinos.

Simmel widmete sich stets aktuellen und brisanten Themen. Nachkriegsdeutschland oder die Berliner Mauer thematisierte er ebenso wie Alkoholmissbrauch, Drogen, Gen-Manipulation, Rechtsradikalismus und Organspende. Dabei recherchierte er die Geschichten bis ins Detail und reicherte sie oft mit einer Portion Erotik an. Dabei wollte er seine Leser aufklären. «Schönschreiberei» führte seiner Meinung nach zu nichts.

Die literarische Anerkennung seines Werkes blieb ihm dennoch versagt. «Bestenfalls als gehobene Trivialliteratur» stuften die meisten Kritiker seine Romane ein. Immerhin zollte ihm Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki einiges Lob: «Simmel hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, Motive».

Wie beliebt und aktuell Simmels Themen noch heute sind, zeigten ZDF-Neuverfilmungen im vergangenen Jahr. «Gott schützt die Liebenden» mit Iris Berben und Peter Simonischek sahen im Dezember immerhin 5,22 Millionen Zuschauer. Noch mehr Menschen (5,5 Millionen) verfolgten im September die Neuverfilmung von «Und Jimmy ging zum Regenbogen».

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