Jango Edwards: Da verrutschen sogar die Brustwarzen

Pünktlich zum Fasching gibt's olle Kamellen: Anarcho-Clown Jango Edwards und Gäste spielen "Cabaret Cabrón" im Lustspielhaus.
von  Abendzeitung

Pünktlich zum Fasching gibt's olle Kamellen: Anarcho-Clown Jango Edwards und Gäste spielen "Cabaret Cabrón" im Lustspielhaus.

Er war mal einer der ganz Großen und als „King of Fools“ in den 1980er Jahren ein Star auf jedem Theaterfestival. Seine Nackt-Nummer mit dem eingeklemmten Schwanz ist Legende, sein perfider Derb-Humor war Kult. Heute trägt der Anarcho-Clown Jango Edwards weißen Pferdeschwanz und Ziegenbart und sieht gut zehn Jahre älter aus als seine 59. Und verlässt sich immer noch auf das Prinzip der Geschmacklosigkeit um jeden Preis.

Mit drei Kollegen vom Almazen Theater in Barcelona, wo er lebt, präsentiert Jango Edwards im Lustspielhaus „Cabaret Cabrón... but professional!“ Das heißt soviel wie „Kabarett Arschloch“, und professionell verarscht darf sich auch das Publikum fühlen, denn was er bietet, sind olle Kamellen, die er als „Classics“ schon letztes Jahr zeigte.

Am fehlenden komödiantischen Handwerk liegt’s nicht, dass der Abend den Tatbestand der Langeweile erfüllt. Die üppige Cristi Garbo singt stimmgewaltig „Sooner or later you’ll be mine“ und mampft dabei eine Schachtel Pralinen. Oder sie steht im roten Röckchen neben einem Radio und und lässt stumm zur Musik die Mimik spielen – das hat Klasse. Diana Gadish stirbt als Kettenraucherin hustend Mimis Tod und tanzt im Batik-Kittel enthemmt-bekifft zu Janis Joplins „Take another little piece of my heart“. Und Andreas Squaretoes versucht sich als Zauberer, preist einen scheußlichen Gesundheitsdrink an und brilliert in einer Kunstsprache. Jango Edwards bringt die uralte Schreibmaschinennummer von Jerry Lewis, torkelt als betrunkene Blondine mit verrutschten Brustwarzen durchs Publikum und fordert singend: „Blase meinen Schwanz.“ Vulgarität ist Trumpf.

Nach der Pause war der nur zu zwei Dritteln besetzte Zuschauerraum deutlich leerer. Edwards’ Nummern sind oft zu lang und haben meist keine Pointe, die Songs kommen nicht über schlechtes Karaoke hinaus. So demontiert sich eine Comedy-Legende selbst. Gabriella Lorenz

Lustspielhaus, Dienstag 20.30 Uhr, Karten Tel. 34 49 74

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