Ja, und ab geht die Motown-Post
Ein Ereignis: Die Vokalartisten von Naturally 7 in der Alten Kongresshalle
Es wäre schon ein tolles Konzert, wenn Naturally 7 einfach nur singen würden. Weil allein schon der Vocal-Play-Gesang der sieben New Yorker spektakulär genug ist. Da werden Instrumente so perfekt imitiert, dass man sich jedes Mal, wenn man für ein paar Sekunden die Augen schließt, von neuem sagen muss: Nein, auf der Bühne steht keine super-groovige R&B-Band inklusive Turntables und Bläsersatz! Nur ein Gesangsseptett, das sich mit perfekter Gesangs- und Mikrotechnik in so ziemlich alles verwandeln kann, was sich vom Doo-Wop der 50-er bis zum Hip Hop der 90-er an schwarzer Musik- und Gesangskultur ereignet hat.
Der Bass etwa groovt und swingt so außerirdisch tief als käme er aus einem dicken, fetten Kontrabass - und nicht aus dem Mund von Armand Hutton, der mit seinem dürren, langen Körper alles andere als die Statur eines Kontrabasses hat. Warren Thomas wiederum singt den Schlagzeug-Part und die Beats, was er mit den Hand- und Fußbewegungen eines Drummers am imaginären Luft-Schlagzeug unterstreicht.
Was auch auf einen allein technisch eindrucksvollen A-Capella-Zirkus hinauslaufen könnte, hat auch musikalisch Hand und Fuß. Eine so gelungene, soul-emphatische Cover-Version wie die von „What The World Needs Is Love” gibt es selten zu hören. Und auch die unterhaltsame, wunderbar choreographierte Show hat es in sich: So perfekt wie die Stimmen ineinander greifen und sich umschlingen, tänzeln und fetzen die Sänger über die Bühne. „Tanzt Ihr, wenn wir noch eins singen?”, fragt Bandleader Roger Thomas. Ein ekastatisches Publikums-„Ja!” und ab geht die Motown-Post mit „Ready Or Not”. Inklusive eines Tanzworkshops, der ganz zum Schluss sogar die Bestuhlung der Alten Kongresshalle vergessen macht.