Ist das Kristelli von Alexander Krist am Ende?

Alexander Krist muss sein Kristelli nach Ostern schließen. Aber nach AZ-Anfragen bei der Stadt gibt es einen Hoffnungsschimmer.
von  Adrian Prechtel
Feierlich südlich des Olympiaparks: Das Kristelli (links) mit Entrée und der ZauberBar (rechtes Zelt).
Feierlich südlich des Olympiaparks: Das Kristelli (links) mit Entrée und der ZauberBar (rechtes Zelt). © Dieter Lukas

Zauberer können vieles: wie sich auf der Bühne mit einem kleiderschrankgroßen 3D-Drucker ausdrucken lassen. Doch bei Genehmigungen und Zukunftsfragen scheint auch Magie nicht zu helfen: Ab Ostermontag ist im Kristelli Schluss.

Wohnungen haben sich herangeschoben
Zum Verhängnis wurde Alexander Krist, dass hier - am südlichen Olympiapark - sich nicht mehr Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen. "Als ich hier das Theaterzelt Das Schloss vor vier Jahren übernahm, konnte ich noch drumherum Hasen und Kaninchen auf der Wiese zählen", erzählt Krist, der das ehemalige Eventzelt so ausstattete, dass viele vom "Kristelli Palast" sprachen - mit Varieté-Flair, Lüstern und der ZauberBar.

In direkter Nachbarschaft haben sich jetzt aber Wohnungen der staatlichen Baugesellschaft Stadibau GmbH für Justizangestellte herangeschoben. "Bei dem Zelt handelt es sich um eine zeitlich begrenzte Zwischennutzung, die nur bis Ende März dieses Jahres genehmigt wurde", sagt Thorsten Vogel als Pressesprecher des Planungsreferats: "Für die befristete Genehmigung gibt es mehrere Gründe. So wurde westlich angrenzend eine Wohnbebauung nach den Vorgaben des im Jahr 2020 vom Stadtrat beschlossenen Bebauungsplans fertiggestellt. Die Zwischennutzung verträgt sich daher nicht mehr im Hinblick auf die Immissionswerte. Darüber hinaus befindet sich das Zelt in einem Bereich, der künftig als attraktiver Zugang zum Olympiapark vorgesehen ist." Das alles klingt nicht nach einer zauberhaften Zukunft für das Kristelli.

Beim Kristelli war es von Anfang an kompliziert: Denn während der ersten Coronawelle hatte Krist beschlossen, keine "Couchpotato" zu sein und nur rumhocken. "Ich hatte einen großen Ort gesucht, wo man mit gefordertem Hygieneabstand eine Zaubershow machen könnte, und das Theaterzelt gefunden. Ich hatte mir gedacht: 400 Personen würden unter normalen Bedingungen vielleicht reingehen, aber ich mache es natürlich erst einmal nur für die erlaubten 100. Dann erfuhr ich: Es durften wegen verschärfter Coronabedingungen doch nur 50 Zuschauer sein. Das war das Aus." Erst im Oktober 2021 konnte es dann erst richtig losgehen.

Ein Marathonlauf für die Möglichkeit, hier weiterzumachen

Krist hat in den letzten 2 Jahren nichts unversucht gelassen und viele Gespräche sowohl mit der Lokalbaukommission Münchens als auch mit StadiBau selbst geführt, um in der Schwere-Reiter-Straße in seinem Kristelli weitermachen zu können. Ergebnislos. Und was jetzt? Eine Rückkehr zu den Ursprüngen?

Es gibt nämlich noch einen zweiten Standort: das Magic Table Theater. Das hat Alexander Krist 2009 aus den Asam Höfen an den Unteren Anger beim Jakobsplatz gesetzt - als eines der ersten Theater in Deutschland, die nur für die Magie gebaut wurden. "Erst nach sechs ausverkauften Jahren war es aus den roten Zahlen, weil es eine Großinvestition war. Aber meine Bank hatte mir gesagt: ,Herr Krist, wir kennen Sie seit dem Schulsparen. Da kann man schon Vertrauen aufbauen.'" Krist jedenfalls zaubert hier beim Jakobsplatz erst einmal "live und hautnah" im kleinen Amphitheater für 80 Gäste weiter. Aber langt das einem, der schon mal alles im großen Stil aufgezogen hat?

Ein Helikopter muss auf die Bühne passen
Ganz hat er seine langwierige Suche nach einem neuen, großen Ort in München nicht aufgegeben: "Es muss ein Raum für 200 Leute sein und ein Helikopter auf die Bühne passen", sagt er in Anspielung auf seinen neuesten Zaubergag im Kristelli. Aber dafür ist er schon durch die ganze Stadt gegangen, hat beim Kulturreferat und Kommunalreferat angefragt - ohne Resonanz. "Vielleicht findet sich aber sonstwo noch irgendwas. In meinem Leben hat sich immer wieder überraschend eine Tür geöffnet - in eine neue Dimension", sinnierte Krist noch vorgestern.

Dubai oder doch weiter München?
Gestern aber - nach mehreren Anfragen der AZ zur Causa Krist beim Kommunal- und Bau- und Planungsreferat - hat sich die Stadt München noch einmal bei Alexander Krist gemeldet - und signalisiert, dass es vielleicht doch noch weitergehen könnte. Denn dadurch, dass sich der Bau nebenan verzögert und erst 2025 abgeschlossen sein kann, könnte Alexander Krist noch in der letzten Sekunde eine weitere Verlängerung bekommen.

Nur hat Alexander Krist den Ticketverkauf für das Kristelli für die Zeit nach Ostern schon lange gestoppt und einige Mitarbeiter entlassen. "Den ganzen Betrieb wieder hochfahren könnte ich erst im September, nachdem ich meine treuen Leute wieder eingesammelt und den Vorverkauf wieder in Schwung gebracht habe", sagt Krist zur AZ. Denn bisher zauberte Krist vor abendlich jeweils über 200 Zuschauern, die längst nicht mehr nur aus München kamen, sondern auch aus Bayern. "Und mittlerweile ziehe ich auch Reisende aus Europa an", erzählt Krist, weil er viel werbe und auf der Zaubermesse in Las Vegas gleich mehrere Preise abgeräumt hat, was ihn international bei Zauberfans bekannt machte.

"Ich könnte auch nach Dubai gehen…", meint Krist. Dann würde er sein Kristelli-Zelt verschenken. Schade wär's.

Die letzten "Family Illusions Shows" im Kristelli bis Sonntag sind fast ausverkauft. Die Shows "Live und hautnah 1 und 2" im Magic Table Theater am Unteren Anger gehen weiter. Karten für alle Shows unter www.krist-live.de

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