„Inventur" in der Lach- und Schießgesellschaft
Politsatire von erlesener Bosheit garantiert: „Inventur“ macht das Altmeister-Duo Henning Venske und Jochen Busse mit seinem neuen Programm in der Lach- und Schießgesellschaft, das furios zwischen spielerischer Kabbelei und grimmiger Anarchie balanciert.
Venske und Busse nutzen das Warten kurzerhand zu einem Durchlauf für die am nächsten Tag anstehende TV-Aufzeichnung ihres Programms. Und da sind sie im pointierten Schlagabtausch schnell von der persönlichen Befindlichkeit („ist hellblauer Stuhl bedenklich?“) bei der Forderung nach einer Organabgabepflicht für Hartz-IV-Empfänger. Sie denken gnadenlos zu Ende, was Politiker (nicht) sagen, treiben es entweder ins Absurde oder ins Grundsätzliche.
Der zornige Moralist Venske möchte weder regiert werden noch regieren und verweist auf die alten Griechen, bei denen sich nirgend ein Lob der Demokratie findet. Er schlägt die Selbstabschaffung der Parteien vor und Wahlen nach Sachgebieten. Busse entpuppt sich als Experte für alles, erklärt als Terror-Experte im Fernsehinterview, warum Bin Laden sich höchstwahrscheinlich im Emsland versteckt, und hat mit stolzgeschwelltem Bauch als Atom-Experte eine medienkompatible Antwort auf alle Zweifel an der Sicherheit deutscher Kernkraftwerke. Und gemeinsam hacklen sie auf dem Akkordeon-Virtuosen Frank Grischek als bankrottem Banker herum, der alles mit stoischem Trotz erträgt.
Die aktuelle Politik lassen sie bis auf einige Personen-Attacken weitgehend aus, aber den Zustand unserer Gesellschaft geben sie mit unerbittlichem Spott frei zum Ablachen und Nachdenken. Diese Satire-Senioren beweisen, dass Alter weder vor Weisheit noch vor Können schützt. Meisterhaft.
Gabriella Lorenz