Intelligente Debatte

Saisonstart beim Münchener Kammerorchester mit frischem Mozart und einer Uraufführung
Robert Braunmüller |
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Saisonstart beim MKO mit frischem Mozart und einer Uraufführung

Er kratzt sich beim Orchestervorspiel zum langsamen Satz an der Nase. Dann dreht er dem Publikum den Rücken zu und hört einfach nur zu. Später begleitet er sein Klavierspiel mit Gesang, und zwischendurch hilft er Alexander Liebreich beim Dirigieren. Aber solche Schrullen stören kaum. Denn jede Faser von Fazil Say ist höchst musikalisch. Er braucht solche Faxen, um sich Mozarts C-Dur-Klavierkonzert KV 467 rückhaltlos anzuverwandeln, damit es klingt, als wäre es freie Improvisation, aus dem Augenblick heraus.

Say schärft die Pointen mit freien Tempi, er dramatisiert die Zuspitzung im Zentrum des ersten Satzes durch einen härteren Anschlag und verwandelt das Konzert zu einer Debatte unter intelligenten Menschen, zu der das Münchener Kammerorchester schlagkräftige Argumente beitrug.

Nach diesem Mozart-Wunder an Lebendigkeit stand das Prinzregententheater Kopf. Johannes Brahms’ Serenade Nr. 1 hatte es danach schwer. Die Gast-Bläser des Orchesters nahmen die dolce-Wünsche des Komponisten leider nicht ernst genug, was anfangs zu einem harsch lärmenden Klang führte. Im mit Ruhe ausgehorchten Adagio non troppo fand die Aufführung dann doch noch zu sich.

Zum Auftakt gab es Helena Tulves Streicherstück „Hingamisveele”, das den Klang durch mikrotonale Reibungen farbig auffächerte und eine endlose Melodie immer wieder durch Verdichtungen eintrübte. Mit der Uraufführung eröffnete das stets dem Neuen zugewandte Kammerorchester die Saison: Dass die anderen Münchner Institutionen inklusive der musica viva gleiches nicht wagen, ist ein intellektuelles Armutszeugnis.

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