Ins rechte Licht gerückt
MÜNCHEN - Der Verleger Herbert Fleissner nimmt einen Preis von Rechtsextremisten dankbar angenommen. Dabei fibt sich der Münchner weltoffen und liberal. Doch die Fassade bröckelt immer wieder.
Preise sind schon was Schönes: Man fühlt sich geehrt, eine Einzelleistung oder gar das Lebenswerk werden gewürdigt. Wer jedoch die Ulrich-von-Hutten-Medaille verliehen bekommt, dem sollte eigentlich Übles schwanen: Der Preis wird seit 1963 von der so genannten „Gesellschaft für Freie Publizistik“, kurz GFP, an Personen verliehen, die sich auf besondere Weise um Literatur und Publizistik verdient gemacht haben. Wobei die GFP laut Bundesamt für Verfassungsschutz „die größte rechtsextreme Kulturvereinigung“ Deutschlands ist, der NDP nahe steht und Themen wie die „Infragestellung der Vergasung von Millionen Juden“ behandelt.
Auch die bisherigen Preisträger der Ulrich-von-Hutten-Medaille wurden mit dem Nationalsozialismus in unangenehme Verbindung gebracht, vom Bildhauer Arno Breker bis zum ehemaligen SS-Offizier Erich Priebke. Keine schöne Gesellschaft also, in die sich der Münchner Großverleger Herbert Fleissner begibt: Er bekam die fragwürdige Medaille am Sonntag im thüringischen Suhl verliehen – und nahm sie dankbar entgegen, was erneut den Verdacht bekräftigt, dass der 79-Jährige rechtsradikalen Kreisen alles andere als fern ist.
Die Fassade bröckelt immer wieder
Dabei gibt sich Fleissner weltoffen und liberal: Seine Verlagsgruppe „Langen-Müller-Herbig-Nymphenburger“ umfasst sechzehn Verlage. Unter anderem veröffentlicht er in seinen Häusern Willy Brandts Memoiren, Schriften von Simon Wiesenthal oder die Humoresken des jüdischen Satirikers Ephraim Kishon. Die Fassade bröckelt jedoch immer wieder: In die Schlagzeilen geriet Fleissner schon vor fünf Jahren, als bekannt wurde, dass er mit 10 Prozent an der österreichischen Wochenzeitung „Zur Zeit“ beteiligt ist, ein Blatt, das als Propaganda-Organ für Rechtsradikale und Antisemiten gilt. Fleissner distanzierte sich damals, hat aber seine Anteile nicht veräußert.
Zudem ist er Mitglied des Witikobundes, einer „nationalen Gesinnungsgemeinschaft der Sudetendeutschen“, in der auch rechtsextreme Politiker und Publizisten tätig sind. 2003 unterschrieb Fleissner eine Erklärung zur „kritischen Solidarität“ mit dem CDU/CSU-Abgeordneten Martin Hohmann: Hohmann wurde wegen einer antisemitischen Rede zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober von der Partei kritisiert und trotz der Petition aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, später aus der Partei ausgeschlossen. Fleissner ist selbst seit Jahren kritisch beäugtes Mitglied der CSU. Die Medaille nahm er laut eines der AZ-Redaktion vorliegenden Faxes persönlich und dankend entgegen, „parteipolitische Zusammenhänge“ sehe er nicht, obgleich ihm eigentlich bewusst sein müsste, in welches rechte Licht ihn diese Medaille rückt.
Michael Stadler