Immer am Ball bleiben, notfalls verkleidet
Große Liebe zum Sport: „Football Under Cover“, eine leichtfüßige und ernste Dokumentation
7Der Islam und die Frauen – hier sind Unterdrückung und Rechtlosigkeit an der Tagesordnung. Die Emanzipation hat noch einen weiten Weg vor sich, es besteht immer noch Rede- und vor allem Handlungsbedarf. Wie das spielerisch geht, auf leichte und doch ernste Weise, zeigt die Dokumentation „Football Under Cover“ über die Vorbereitung des ersten Länderspiels der iranischen Frauen-Nationalmannschaft. Gegner im Frühjahr 2006 war eine multikulturelle Kreuzberger Mädchentruppe. Bei der Organisation des Spiels half Marlene Assmann, die Schwester des Regisseurs David Assmann.
Dass dieses Spiel stattfinden konnte, war keine Selbstverständlichkeit. Der Fußball ist im Iran immer noch ausschließlich Männersache. Auf dem Platz sowieso, aber Frauen haben auch keinen Zutritt zum Stadion. Wenn sie trainieren wollen, wie die selbstbewusste Niloofar, dann müssen sie sich verkleiden. Als Mann. Und zu Allah beten, dass sie nicht entdeckt werden. Restriktionen von behördlicher Seite, strenge Sittenwächterinnen, nervenaufreibenden Schikanen zum Trotz: Das Spiel fand statt, vor 1000 tobenden Zuschauerinnen, die sich unverblümt ihren Frust von der Seele schrieen.
Die Filmemacher David Assmann und Ayat Najafi zeigen in ihrer politischen Doku die ganze Lächerlichkeit der Unterdrückung. Das gelingt in einem herzlichen, bisweilen amüsanten Ton – ohne dabei den Ernst der Lage zu vergessen. Die Frauen stehen im Abseits, das ist im Moment Fakt. Aber die Abseitsfalle schnappt nicht mehr bei jedem Angriff zu. Das ärgert die Männer, die sich auf fiese Grätschen und Unsportlichkeiten hinter dem Rücken des Schiris verlegt haben.
Das Rückspiel in Berlin zum Beispiel wurde von den iranischen Behörden kurzfristig abgesagt. Aber dass sich die Mädchen davon nicht entmutigen lassen, dass sie am Ball bleiben, davon kann ruhigen Gewissens ausgegangen werden. Der Fußball ist manchmal eben doch noch mehr als die schönste Nebensache der Welt.
Andreas Fischer
Kino:
CityR: David Assmann, Ayat Najafi
K: Anne Misselwitz, Niclas Reed Middleton (D, 86 Min.)