Im Rausch gegen die olle Physik

Körperbeherrschung und Spieltrieb: Das Akrobatik-Duo „Ieto” auf dem Tollwood
Johanna Jauernig |
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Statik und Schwerkraft? Alles überbewertet. Eine aufgestellte Holzbank, die auf der Schmalseite in drei Metern Höhe eine ebenso lange Bank balanciert. Darauf zwei Männer, die ihre Kunststücke aus Akrobatik und Breakdance vollführen. „Tut’s endlich die Bänke weg, des halten meine Nerven nicht mehr aus”, stöhnt ein Teenager im Publikum. In der Tat spannen sich die Bauchmuskeln stark und oft an, wenn Fniko Feldmann aus drei Metern Höhe zum Salto ansetzt oder Mosi Espinoza über ein selbstgedrehtes lediglich von einem Stock gespanntes Seil spaziert.

Dass das Duo Ieto ganz unprätentiös in beigefarbenen Hosen und braunen Longsleeves auftritt, macht die Gefahr noch realer: Können die Bänke (und sie) wirklich fallen? Hier gaukeln aber keine glitzernden Zirkusgestalten, deren wagemutigsten Sprünge von einem Tusch angekündigt werden – einfach zwei dem Spieltrieb anheimgefallene Künstler.
Auch die aus dem Off von einem Kind vorgetragenen Texte über das Paradoxon des Meerschweinchens (Man muss es mit Elektroschocks stimulieren, sonst wird es dick und stirbt) zeigen deutlich: Auch Ieto treiben mit ihren zirzensisch trainierten Körpern nichts als Unsinn. Dass sie sich dabei wie Kinder beim Spielen auch mal bei den komplizierten Aufbauten aus Bänken und Seilen verzetteln, bevor sie wie Lemuren darin herum klettern, ist manchmal etwas langwierig, passt jedoch.

Höhepunkt ist das minutenlange Pas de deux, ein lautloses Ringen zweier Körper, die sich ineinander verknäulen und gegenseitig durch die Luft wirbeln. Der eine mit der Geschmeidigkeit eines Balletttänzers und mit der Selbstsicherheit des vollendet beherrschten Körpers, der andere mit der Wildheit und dem Schalk eines Streetdancers. Eine Symbiose, die den Atem raubt – ganz ohne verkrampfte Bauchmuskeln.

Tollwood, Theaterzelt, 3., 5., 6. Dezember, 19.30 Uhr, 23 bis 26 Euro, Tel. 0700-38 38 50 24

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