Im Labyrinth der Fantasie

Ein Geheimtipp: Die Animation "Coraline" nach dem Fantasy-Buch von Neil Gaiman
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Ein Geheimtipp: Die Animation "Coraline" nach dem Fantasy-Buch von Neil Gaiman

Als Comic- und Scriptautor ist Neil Gaiman ein Herrscher über absurde Fantasiewelten. In einer davon lebt Coraline, ein Mädchen, das mit seinen hyperbeschäftigten Eltern in ein düsteres Haus gezogen ist. "Coraline" ist ein Geheimtipp für den Kinosommer, ein liebevoll erzähltes und fantastisch animiertes modernes Märchen, das in ausgewählten Kinos in 3D präsentiert wird.

Sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, ist nie leicht, erst recht nicht für ein zwölfjähriges Einzelkind. Doch Coraline macht das Beste daraus, nimmt das Haus und seine merkwürdigen Bewohner (ein russischer Zirkusartist, zwei ehemalige Nackttänzerinnen) in Beschlag, macht den düsteren Wald unsicher und lässt sich auch von Gruselgeschichten nicht aus der Ruhe bringen.

Sorgen bereiten ihr nur ihre Eltern. Die haben nämlich absolut keine Zeit für Coraline. Also streunt sie einsam durch die Wohnung und entdeckt dort eine Tür in ein Paralleluniversum, in dem alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Ihre Eltern kümmern sich um sie, geben ihr Liebe und Aufmerksamkeit. Doch was märchenhaft beginnt, wird schnell zum Thriller über verborgene Wünsche und Sehnsüchte. Und Ängste.

Denn Coraline muss, um im scheinbaren Paradies zu bleiben, ihre Augen abgeben. Dafür würde sie Knöpfe bekommen, eine Puppe werden. So wie alle anderen Menschen, die dort leben, und die natürlich eine Entsprechung in der realen Welt haben. Und da die Knopfaugeneltern zunehmenden Druck auf das Mädchen ausüben, ist es bald gefangen in einem Labyrinth aus Vorstellungskraft und der Wirklichkeit, aus dem es eine spektakuläre Flucht wagt.

Fantasie, schwarzer Humor und Lust am Spektakel: Dennoch ist "Coraline" ein ernsthafter Film, der seine Hauptfigur wichtig nimmt. Das ist bei Neil Gaimans Büchern nicht anders: Zwischen den Zeilen seiner Fantasy-Grotesken wie "American Gods" und "Anansi" philosophiert der Engländer gern über die von ihm kritisch beobachtete Wirklichkeit.

Inszeniert wurde die Story als aufwändiges Spektakel - von Henry Selick, der schon bei der Tim-Burton-Produktion "Nightmare Before Christmas" gezeigt hat, dass er über ein grosses Reservoir filmischen Einfallsreichtums verfügt.

Andreas Fischer

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