Im Isar-Athen geht die Sonne noch nicht unter
Gerhard Richter, Eröffnung der Sammlung Brandhorst, Karl Valentin: Das Ausstellungsjahr 2009 bietet viele Höhepunkte - und im Haus der Kunst wird sogar chinesisch gekocht.
Mag einem sonst allerorten das K-Wort die Laune verderben, in Sachen Kunst wird das Jahr 2009 für München vielversprechend: Das Haus der Kunst präsentiert gleich im Februar zwei Highlights: Ab 20. läuft dort unter dem Titel „Democratic Camera“ die große William-Eggleston-Retrospektive. Der US-Fotograf ist eine lebende Legende und wird heuer 70. In elegischen bis grotesken, stets zielsicheren Schnappschüssen hielt er seit den 60ern den Glanz und die Tristesse Amerikas in Farbe fest – und beeinflusst mit seiner Ästhetik der Beiläufigkeit die Fotografie bis heute.
Am 27. Februar kommt der nächste Alt- und Großmeister in den Troost-Bau: Gerhard Richter, der heuer 77 wird. Gegenstand der Ausstellung sind diesmal nicht seine fotorealistischen Gemälde, sondern seine farbsatten, gegenstandslosen Großformate – die inzwischen den größeren Teil seines Werkes ausmachen.
Niederlands "Goldene Zeit" kommt in die Theatinerstraße
Und auch andere Kunst-Häuser beginnen das Jahr hochkarätig: Die Hypo-Kunsthalle zeigt ab 13. Februar Meisterwerke der Goldenen Zeit der niederländischen Malerei. Besonders der Haarlemer Meister Frans Hals (um 1580 bis 1666) ist gut vertreten. Die Alte Pinakothek präsentiert ab 4. Februar die letzte Schau Reinhold Baumstarks vor dem Ruhestand: Der scheidende Direktor der Staatsgemäldesammlungen ruft den Wittelsbacher Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658 –1716) ins Gedächtnis. Bilder seiner Sammlung gelangten 1799 und 1806 nach München und zählen heute zu den Glanzstücken: Rubens und van Dyck, Rembrandts „Passionszyklus“ und Raffaels „Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“.
„Die Wittelsbacher und das Reich der Mitte“: Bayerisches Nationalmuseum und Völkerkundemuseum beleuchten ab 26. März die seit über 400 Jahren existierenden kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und China. Dem berühmten Münchner Architekturfotografen Klaus Kinold widmet ab 12. März das TU-Architekturmuseum zum 70. Geburtstag eine Werkschau. Kinold setzte Klassiker – vom BMW-Hochhaus bis zu Louis Kahn in Kalifornien, makellos in Schwarzweiß in Szene. Schneller als die TU war nur die Galerie Stefan Vogdt: Dort sind Kinolds hehre Aufnahmen schon jetzt (bis 21. Februar) ausgestellt.
Ägypten an der Peripherie
In der Eventarena auf dem Olympiagelände liegt ab 9. April Tutanchamuns Grabmal: Beim Pharaonen-Erlebnis ist zwar keine Büste echt, aber die durch renommierte Wissenschaftler erarbeitete Schau ist nicht nur spektakulär, sondern auch informativ.
Die gefühlte Eröffnung fand schon mehrmals statt, im Mai ist es soweit: Die Sammlung Brandhorst wird eröffnet. Bei der Einweihung der Vierten Pinakothek, im Twombly-Weiheraum, können sich Bayerns Kulturbürger spät, aber doch noch im Glamour einer großer Privatkollektion mit Gegenwartskunst sonnen.
Die städtische Galerie wird umgebaut
Vom Lenbachhaus müssen sich die Museumsgänger dafür verabschieden: Wenn am 22. Februar die Kandinsky-Ausstellung endet, wird die Villa umgebaut. Aber im Kunstbau geht der Betrieb weiter: Da werden ab 30. Mai die Werke von Monica Bonvicini und Tom Burrs gegenübergestellt. Die in Berlin lebende Venezianierin und der New Yorker arbeiten beide in allen Genres. In Fotografien, Zeichnungen und Installationen fragen sie nach den Herrschaftsverhältnissen, die Kunst und Gesellschaft prägen.
Kochen für die Kunst
Mehr Humor, wenn auch oft schwarzen, verspricht „Valentins Erben – Karl Valentin und die Bildenden Künste“. Ab Juli Thema einer Schau des Stadtmuseums, die Arbeiten zeitgenössischer Künstler – u.a. Rosemarie Trockel, Anna & Bernhard Blume – zeigt, und die valentinesken Spurenelemente darin freilegt.
Und zu guter Letzt wird die Kunst essbar: Chinas Tausendsassa Ai WeiWei, bekannt für seinen Documenta-Beitrag 2007 und als Helfer von Herzog & de Meuron beim Stadionbau zu Peking, will ab 9. Oktober das Haus der Kunst zum etwas anderen chinesischen Nationalmuseum umbauen – und für die Besucher kochen.
Roberta De Righi