Ihr Leben war eine skandalöse Passion

Mit 79 Jahren ist Liz Taylor in Los Angeles an Herzversagen im Beisein ihrer Kinder gestorben. Sie war nicht nur unsere Cleopatra: herrschsüchtig, sinnlich, radikal.
von  Adrian Prechtel

 Mit 79 Jahren ist Liz Taylor in Los Angeles an Herzversagen im Beisein ihrer Kinder gestorben. Sie war nicht nur unsere Cleopatra: herrschsüchtig, sinnlich, radikal.

Sie konnte so jähzornig sein. „Aber du bist schön, wenn du wütend bist”, sagte der zweifache Ex-Mann Richard Burton zu der Frau mit dem makellosen Teint, den unwirklich violettblauen Augen und der weiblichen Figur, die so sinnlich weit weg ist von den Model-Hungerhaken. Ein Geheimnis ihrer Ausstrahlung war, dass sie immer identisch schien mit ihren Rollen - von Cleopatra bis zur Ehekriegs-Katze in „Who is afraid of Virginia Woolf?”, in dem man Taylor und Burton so radikal sah, wie es auch die Ehe gewesen sein soll. Die Taylor galt als verletzlich, weiblich herrisch, aufbrausend, unberechenbar und zugleich hilflos: eine ideale Projektionsfläche für Männer.

Achtmal war Liz Taylor verheiratet mit den verschiedensten Männertypen, die immer Spiegel ihrer Lebensphasen sind. Mit dem Hotelerben Nicky Hilton entkommt sie erst 18-jährig der Umklammerung der Mutter.

Diese Frau ist der Schlüssel zu Taylors Ruhm und Naivität - sie ist eine Art Zuhälterin der Karriere ihrer Tochter. Elizabeth Taylor wächst mit goldenen Löffeln im noblen Londoner Vorort Hampstead auf. Schon mit zwei Jahren muss Liz nachts in einem Edelrestaurant Austern essen. Noch während des Krieges geht die Familie zurück nach Amerika. Taylor wird zum Kinderstar, soll Shirley Temple und Judy Garland ablösen. Mit zwölf gelingt der Durchbruch mit dem Pferde-Mädchen-Film „Kleines Mädchen, großes Herz”. Die Taylor ist da bereits seit Jahren nur von der unwirklichen Studiowelt Hollywoods umgeben. „Wann bin ich je Kind gewesen?”, wird sie als Erwachsene fragen.

Die Mutter hatte dem MGM-Studio vertraglich „Jungfräulichkeit” zugesichert. In der abgeschirmten Pubertät weiß Taylor nicht wohin mit ihren Gefühlen und schreibt Liebesgedichte: an ihr Pferd. Die „Lassie”-Welle rollt da bereits. Das eigentliche Wunder der Karriere von Liz Taylor ist, dass es ihr gelingt vom Kinderstar zur weiblichen Charakterdarstellerin überzugehen.

„Giganten” von 1955 – die Taylor ist 23 Jahre – mit James Dean und Rock Hudson wird einer ihrer wichtigsten Filme bleiben. Schon mit 17 Jahren hatte Liz das Cover des „Time”-Magazins geziert, der schwule Montgomery Clift wird während Dreharbeiten die erste männliche Vertrauensperson – vielleicht ein Schlüssel zu ihrem Engagement für Homosexuelle und in ihrer Aids-Stiftung: „Die Kreativität der Homosexuellen hat so vieles ermöglicht. Schmeißt sie raus und es gibt kein Hollywood mehr”, erzählt sie 1992 in der Whoopi-Goldberg-Show.

Neben dem väterlichen britischen Schauspieler Michael Wilding ist die Ehe mit Richard Burton die prägendste in Taylors Leben: Burton hatte die Taylor an der Seite Wildings auf einer Party kennengelernt: „Sie war die selbstverliebteste, schönste, weltfremdeste, fernste, und zugänglichste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie sprach mit keinem, sah keinen an, las weiter in ihrem Buch.” Burton wird der Mann sein, der die Taylor unter Kontrolle halten konnte, während er selbst mit ihr Alkoholexzessen nachging. Für „Cleopatra” (1962) verlangt Liz Taylor eine Gage von 1 Million Dollar. Gedreht wird in Rom, Taylor zieht mit Burton um die Häuser, im amerikanischen Kongress gibt es eine Anhörung über die „Schande für die USA” durch Taylors unmoralisches Verhalten. „Ich weiß, dass ich vulgär bin, aber wollen sie mich überhaupt anders?” fragt sie die Reporter.

Sie war schlank und füllig, verheiratet oder neu liiert, alkoholabhängig und clean. Kaum eine Schauspielerin hat so sehr Höhen und Tiefen preisgegeben und so das Star-Sein als wahnsinnig, glamourös und skandalös entblößt. Liz Taylor bleibt eine Ikone, dauerhaft wie Diamanten, die sie so liebte.

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