„Ich spiele es, wie es ein Fan spielen würde“

Deep-Purple-Gitarrist Steve Morse über die Sucht des Live-Konzerts und unsterblichen Rock
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Deep-Purple-Gitarrist Steve Morse über die Sucht des Live-Konzerts und unsterblichen Rock

Ritchie Blackmore, Joe Satriani – Steve Morse kann sich als Gitarrist bei Deep Purple in eine beachtliche Ahnengalerie reihen. Am Freitag spielt der manische Gitarrentüftler mit den Haudegen des progressiven Rock in der Olympiahalle.

AZ: Mr. Morse, in Ihrem Tourblog liest man, die italienische Art des Autofahrens behagt ihnen nicht?

STEVE MORSE: Naja, mir gefällt‘s da schon, es ist halt sehr viel Energie auf engstem Raum.

Macht das Leben on the road süchtig?

Die Essenz ist, live zu spielen, mit einem Publikum zu spielen. Das macht süchtig. Der Grund für das Reisen ist, neues Publikum zu finden.

Was passiert mit Ihnen, auf der Bühne?

Nachdem man die meiste Zeit seines Lebens damit verbracht hat, aufzutreten, ist die Bühne ein sehr angenehmer Ort. Je mehr Musik man dem Publikum vermitteln kann, umso mehr geben sie an Energie zurück. Die Menschen können unterscheiden, ob etwas gut ist, oder nicht.

In Zeiten digitaler Kommunikation, gibt es da die Sehnsucht nach echter Live-Erfahrung?

Ja. Das einzige, was vom Musikbusiness noch übrig ist, sind Live-Shows. Keiner weiß, was man mit der Plattenindustrie machen soll. Das Internet hat das verändert. Aber Live-Shows existieren, obwohl manche versuchen, sie zu ruinieren, indem sie sie auf YouTube posten, so dass man sie mit Mini-Lautsprechern auf einem Minibildschirm ansieht.

Erinnern Sie sich an das erste Mal mit Deep Purple auf der Bühne?

Oh ja. Ich hatte die Band gerade erste getroffen, und wir sind in der Garderobe ein paar Songs durchgegangen. Ich war ein wenig nervös. Beeindruckt hat mich Jon Lord, der alles hörte, was ich machte und es kommentierte. Ich hatte die Songs von einer Live-Aufnahme gelernt und wusste nicht genau, wo es an diesem Abend hingehen sollte.

Sie haben die Gitarre von Joe Satriani übernommen, der den Platz von Ritchie Blackmore eingenommen hatte. War deren Vermächtnis für Sie eine Last?

Überhaupt nicht. Es war ein schönes Geschenk das Set von Satriani und Ritchie gespielt zu hören. Die beiden haben immer gute Ideen.

War es schwer, den Songs Ihren Stempel aufzudrücken?

Ja. Zuerst wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Dann entspannte ich mich und dachte: Was würde ich denn als Fan wollen? Manche wollen es genauso wie auf Platte. Das kann ich nicht. Nur Richie kann das. Und der würde es auch nicht wollen. Ich spiele es, wie es ein Fan spielen würde. Die wichtigsten Teile wie im Original, aber mir Raum für individuellen Ausdruck .

Mit den Dixie Dregs haben Sie in den 70ern die Welt der Heavy-Fusion erobert?

Das war instrumentaler Rock mit Ausflügen. Wir waren das Äquivalent eines Streichquartetts – in elektrisch.

Music Man hat Ihnen eine eigene Gitarre gebaut.

Music Man wollten eine Gitarre machen, die ich wirklich gerne spiele. Ich sagte: Das habe ich schon versucht. So leicht ist das nicht. Sie sagten: Wir arbeiten, bis du zufrieden bist. Damit konnte ich leben.

Ist es denn möglich, jemals den perfekten Gitarrenton zu erreichen?

Ja, den perfekten für einen Abschnitt. Jede Gitarre und jeder Amp sind wie eine Maschine. Eine Reihe von Kompromissen. Was hier gut funktioniert, muss es dort nicht tun. Deswegen brauchst du verschiedene Tonabnehmer, musst den Ton und die Lautstärke sehr leicht kontrollieren können.

Was macht die Deep-Purple-Songs unsterblich?

Ich wuchs mit Deep-Purple-Songs auf, spielte die erste Single „Hush“ mit meiner Band. Es gab da eine Revolution in der Art zu denken – die Musik explodierte. Auf der ganzen Welt kamen Bands raus – und alle klangen anders. Für mich ist das ein Teil meines Lebens. Für einen jungen Menschen, der das zum ersten Mal hört, geht es wohl sehr geradlinig nach vorne, ohne zu hochgezüchtet zu sein.

Wird diese Band denn jemals aufhören?

Ich denke, das könnte passieren. Aber es würde wohl eine Atomexplosion brauchen.

Christian Jooß

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