„Ich habe Blut geleckt“

Der Produzent Nico Hofmann will die Ufa zu einer der führenden Filmfirmen in Europa ausbauen. Das ehrgeizigste Projekt wird die Verfilmung von Noah Gordons Weltbestseller "Der Medicus".
von  Abendzeitung

Der Produzent Nico Hofmann will die Ufa zu einer der führenden Filmfirmen in Europa ausbauen. Das ehrgeizigste Projekt wird die Verfilmung von Noah Gordons Weltbestseller "Der Medicus".

Bisher war er vor allem im Fernsehgeschäft mit der Ufa-Tochter Teamworx sehr erfolgreich. Mit der neu gegründeten Ufa Cinema will Nico Hofmann jetzt groß in die Kinofilmproduktion einsteigen und unter anderem „Der Medicus“ von Noah Gordon verfilmen.

AZ: Herr Hofmann, wie haben Sie es geschafft, den Zuschlag für Noah Gordons „Der Medicus“ zu bekommen?

NICO HOFMANN: Darauf bin ich unheimlich stolz. Wolf Bauer und ich haben uns 4 Jahre lang um die Rechte bemüht. Der Durchbruch kam vor 6 Wochen, als wir stundenlang mit Noah Gordon durch den Boston Public Parc gewandert sind und ihn letztendlich mit unserer inhaltlichen Konzeption überzeugen konnten. Für uns ist der Stoff deshalb so aktuell und interessant, weil er die großen Themen Religion und Tolerenz beinhaltet.

Gordon schreibt mit seiner Tochter das Drehbuch. War das seine Bedingung?

Nein, die Bedingung war unsere inhaltliche Haltung zum Stoff. Wir sind schon in Berlin mit Noah und Lisa zusammengesessen und Szene für Szene gemeinsam durchgegangen. Für Noah Gordon ist der Verkauf der Filmrechte, als würde er ein Kind hergeben. Er ist ein toller Mensch. Ich verehre ihn sehr.

In welchem Rahmen bewegt sich das Budget?

„Der Medicus“ wird eine europäische Großproduktion, die mit „Das Parfum“ vergleichbar ist. Wir sprechen hier von einem Betrag jenseits der 30-Millionen-Grenze. Das wird unsere bislang größte Produktion.

Bernd Eichingers „Parfum“ lief in Europa gut, hatte in den USA aber wenig Erfolg. Auch das „Geisterhaus“ funktionierte dort nicht. Wie wollen Sie es besser machen?

Europa hat eine völlig eigene Kulturlandschaft. Im Unterschied zum „Parfum“ werden Wolf Bauer und ich alle Rollen in „Der Medicus“ organisch besetzen. Wir werden keine teuren amerikanischen Schauspieler einfliegen, sondern wollen die besten europäischen Schauspieler zusammenbringen.

Welche könnten das sein?

Jetzt kommt erst einmal das Drehbuch. Das Buch ist wie ein Roadmovie durch die Kulturen und ich bin der Meinung, dass man ein großes europäisches Programm nur authentisch aus einer europäischen Besetzung heraus generieren kann. Ein europäischer Film muss sich dazu bekennen, europäisch zu sein. Unser bestverkauftes Programm ist „Der Tunnel“, ein deutscher Film, ein deutsches Thema. Es sind Filme wie „Das Leben der Anderen“, die im Ausland Erfolg haben.

Sie wollen mit insgesamt acht Produktionen im Jahr die Kinoleinwand erobern.

Ja, die erste Produktion unter meiner Führung wird „Das Dschungelkind“ nach dem Bestseller von Sabine Kuegler sein. Die Bücher sind fertig, ab dem 15. Januar drehen wir in Australien und Singapur. Das wird eine riesige Produktion mit über acht Millionen Euro Budget.

Vor vier Jahren haben Sie gesagt, Kino lohnt sich nicht. Was hat sich geändert?

Ich selbst habe mich entwickelt. Im Fernsehbereich habe ich sehr viel hinbekommen, jetzt will ich neue Wege probieren. Aber auch der Kinomarkt hat sich verändert, er ist sehr viel nationaler geworden. Durch den Erfolg deutscher Filme habe ich Blut geleckt.

Heißt das, Sie werden Ihr Engagement im Bereich Fernsehen zurückfahren?

Nein, überhaupt nicht. Wir haben große Teamworx-Produktionen wie den Grzimek-Film in Planung. Mit Veronica Ferres und Manfred Krug drehen wir in vier Wochen in Südafrika „Der Gesang der Wale“ für das ZDF.

Kollegen von Ihnen hatten mit Event-Filmen wie „Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen“ und „Der Bibelcode“ gerade Pech. Macht Ihnen das Sorgen?

Nein, wir sind im Bereich Event-TV nach wie vor extrem erfolgreich. „Das Wunder von Berlin“ hatte im Februar achteinhalb Millionen Zuschauer. Ein erfolgreiches Programm – egal, ob Abenteuer oder Zeitgeschichte – muss die Gefühlslage der Nation treffen.

Und woher kennen Sie die?

Man braucht einen Instinkt für Themen weit ihrer Zeit voraus. Ich habe vor zweieinhalb Jahren beispielsweise beim SWR einen Film über Afghanistan-Heimkehrer angeregt. Damals war das noch gar kein Thema. Das Erste zeigt „Willkommen zu Hause“ nun in wenigen Wochen. Trends sind manchmal ganz antizyklisch. Mein größter Stolz aber ist „Der Vulkan“ für RTL, eine Achteinhalb-Millionen-Euro- Produktion mit Katja Riemann, Yvonne Catterfeld, Matthias Koeberlin, Heiner Lauterbach, Armin Rhode und Katharina Wackernagel. Es geht um ein absolut realistisches Szenario – einen Vulkanausbruch in der Eifel. Wir sind von Top-Wissenschaftlern beraten worden. Das ist kein Popcorn-Quatsch und das goutieren die Zuschauer. Wir machen auch den ersten Film zum Thema Scientology. Der Zuschauer muss ein Thema für sich nachvollziehen können.

Interview: Angelika Kahl

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