„Ich bin die neue Else Kling“
„Auch ich bin im Herzen noch ein Hippie“, sagt der Münchner Schauspieler Philipp Sonntag, alias Opa Adi. „Und als solcher sollte man Geld, Erfolg und Karriere man nicht so wichtig nehmen.“
Er ist das genaue Gegenteil eines sympathischen Großvaters: Opa Adi ist laut, unsensibel und wer sich nicht in Acht nimmt, wird schnell zur Zielscheibe seines sarkastischen Spotts. Anfang September zieht er in die „Lindenstraße“. Der Münchner Schauspieler Philipp Sonntag, zuletzt war er in Matthias Kiefersauers „Das große Hobeditzn“, im BR-Tatort „A gmahde Wiesn“ und im Kino im Pelzig-Film „Vorne ist verdammt weit weg“ zu sehen, ist dann ab Folge 1188 als bayerischer Grantler samt Familie in der ARD-Serie mit dabei. In ein Format einzusteigen, das seit 23 Jahren läuft, damit hat Sonntag kein Problem.
Genug Potenzial um richtig aufzumischen
„Im Gegenteil“, sagt er der AZ, „ich fühle mich geehrt.“ Außerdem gefalle ihm die Rolle einfach. „Adi ist ein Alt-68er, der seinen Sohn absolut spießig findet“, sagt er. „Aber er ist zuckerkrank und deshalb auf ihn angewiesen.“ Opa Adi, der früher als Fotograf die ganze Welt bereist hat, hat keine Wahl. Er muss mit Jimi (benannt nach Jimi Hendrix), dessen Frau und den beiden Töchtern in die Wohnung ziehen. Das fortgeschrittene Alter und die Krankheit halten ihn aber nicht von seinem unbändigen Willen ab, die Welt zu retten und dem schönen Geschlecht Avancen zu machen. Tanja Schildknecht ist diesbezüglich sein erstes, aber bestimmt nicht sein letztes Opfer. Genug Potenzial hat der 68-jährige Grantler Adolf Stadler also, um die alteingesessenen Familien in der „Lindenstraße“ richtig schön aufzumischen. „Das ist durchaus die Absicht, die dahinter steckt“, sagt Sonntag. „Ich bin so etwas wie die neue Else Kling.“ Und das vielleicht für die nächsten 23 Jahre. „Wenn mich jemand vor der Kamera stützt“, sagt Sonntag und lacht. „Immerhin bin ich dann 90 Jahre alt.“
Berührungsängste hat Sonntag mit dem Genre Serie jedenfalls nicht. „Ich bin ja auch schon in den ,Sturm der Liebe’ hineingeraten“, sagt er. „Ich glaube, man kann auch neben einer Serienrolle eine ganze Menge anderer Sachen machen. Das hoffe ich jedenfalls.“ Zwölf Jahre war Sonntag beispielsweise auch mit Soloprogrammen unterwegs – „als Komiker“, sagt Sonntag, „Und das muss ich jetzt tatsächlich ein wenig hinten an stellen. Aber ich darf ja auch als Opa Adi komisch sein.“ Eine Gemeinsamkeit hat Sonntag zu seiner Rolle im Übrigen entdeckt. „Auch ich bin im Herzen noch ein Hippie“, sagt er. „Und als solcher sollte man Geld, Erfolg und Karriere man nicht so wichtig nehmen.“
Angelika Kahl