„I Hired a Contract Killer“ im Münchner Volkstheater

Viele hübsche Ideen, die schwarze Komik bleibt aber verhalten: "I hired a Contract Killer" im Volkstheater
von  Abendzeitung

Viele hübsche Ideen, die schwarze Komik bleibt aber verhalten: "I hired a Contract Killer" im Volkstheater

Das Seil hat er - aber keinen Haken, um es und sich daran aufzuhängen. Also bindet er's um seinen Herd und lässt sich aus dem Stand nach vorne fallen. Diese nicht wirklich funktionierende Selbstmordvariante ist eine von vielen hübschen Ideen, die Bettina Bruinier für "I Hired a Contract Killer" erfunden hat. Ihre Inszenierung im Volkstheater macht aus dem 20 Jahre alten Kultfilm von Aki Kaurismäki ein kühl abstrahiertes Großstadtmärchen, dessen schwarze Komik allerdings recht verhalten bleibt.

Die düstere Bühne (Markus Karner) sieht aus wie ein Friedhof mit unzähligen grauen schmalen Grabsteinen, die das Licht dann zum Teil in Hochhausfassaden verwandelt. Durch deren Gassen schlängeln sich der biedere Anzugträger Henri Boulanger (Pascal Fligg) und sein Kollege Stefan Ruppe) zur Arbeit - nur um sich endlich die Kündigung abzuholen. Die Büro-Routine hat Bruinier sehr absurd als wortloses Tanztheater inszeniert, das der von der Regie beabsichtigten Stummfilm-Komik am nächsten kommt: Die Herren kämpfen mit unaufhörlicher Papierflut, die Sekretärin (Xenia Tiling) pustet dem steifbeinig eingerosteten Chef (Robin Sondermann) den Staub von den Schultern und stempelt wild alles ab.

Der kleine Angestellte Henri Boulanger ist ein geborener Verlierer: Klar, dass ihm alle Selbstmordversuche missglücken. So heuert der Lebensmüde für sich selbst einen Auftragskiller an. Doch dann erwischt ihn die Liebe zur Rosenverkäuferin Margaret (Barbara Romaner) - und nun will er nicht mehr sterben. Margaret rät ihm, den (Selbst-)Mordauftrag einfach zu canceln, doch leider hat der Killer (Jean-Luc Bubert als Film-noir-Bösewicht im obligaten schwarzen Ledermantel) keinen Anschluss. Dafür hustet er ständig unheilkündend im Hintergrund. Henri bleibt nur die Flucht, die in einer Frittenbude endet.

Bettina Bruiniers Inszenierung beginnt stark, schwächelt dann aber zunehmend. Es gibt witzige szenische Erfindungen: Henris Untermietzimmer wird einfach aus einem Holzkasten ausgeklappt, sein einziges Mobiliar ist ein Teekessel, der praktischerweise auch eine Tasse enthält. Margaret schreibt Henri ihre Adresse mit Kreide auf den Mantel. Die Bars, in denen er den Killer sucht, markieren Leuchtkästen mit den Kneipen-Namen, und die werden als Tresen auch mal locker übers Knie der Stammgäste zum neuen Kunden rübergeschoben. Aber es gibt auch unsinnige, billige Details: Einen Schutzengel mit Flügeln, die wohl vom "Brandner Kaspar" übrig waren und dann auch noch einen toten Portier zieren. Oder die kitschigen Marienstatuen, die am Ende auf den Grabsteinen aufgestellt werden. Die Schauspieler bleiben - vor allem in den Nebenrollen - Klischees, eingezwängt ins artifizielle Korsett der choreografischen Form: Ein Spiel mit angezogener Handbremse. Wunderbar blues-melancholisch und stimmungsvoll jedoch ist die Live-Musik von Oliver Urbanski am Flügel und seinem Kontrabassisten Karl Wende.

Gabriella Lorenz

Volkstheater, 22., 23. März, 5., 17., 18. April, 19.30 Uhr, Tel. 523 46 55

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