Hurra, wir machen wieder Konzert!
Amon Düül 2, München berühmteste Musikkommune und der bedeutenste Betrag der Stadt zur Rockgeschichte, gastiert im Metropolis
Seit Wochen hängen Din-A-4-Zettel in der Stadt: Amon Düül2 live! Dass Münchens berühmtester Beitrag zur Rockgeschichte in der Heimat auf die Bühne geht, ist schon mal eine kleine Sensation: Das hat es seit einem Reunions-Konzert vor 15 Jahren im Schlachthof und einigen kleineren Spezial-Events nicht mehr gegeben.
Amon Düül2 entstand Ende der 60er Jahre aus einer berüchtigten Musikkommune auf dem Höhepunkt der Psychedelic- und Krautrock-Ära. Bis Mitte der 70er fabrizierte die Band legendäre Platten, galt als die verrückteste, innovativste und irgendwie auch tragischste Band jener Tage – die deutschen Pink Floyd für die einen, süchtelnde Musik-Terroristen für die anderen. Dann zerbröselte alles in Streitereien und Chaos.
Auch ein Toter spielt mit
Nun haben sie sich wieder zusammengerauft, spielten schon 2009 Konzerte in Athen, Oslo und den Niederlanden, haben sogar ein neues Album aufgenommen. Sind das die seriösen alten Tage? Bassist Lothar Meid sagte Anfang dieser Woche zur AZ, er wisse noch nicht, ob er heute auf der Bühne stehen werde. Im Promoheft der Konzert-Location wird eine Besetzungsliste präsentiert, die unter anderem Peter Leopold am Schlagzeug ankündigt. Was Leopold am Auftritt hindern dürfte, ist der nicht nur Band-Insidern bekannte Umstand, dass er seit vier Jahren tot ist.
Aus einem Lottoladen an der Schleißheimer Straße ruft ein Mann an, um „Pressearbeit“ für das Konzert zu machen – und verschwindet wieder. Derzeit ist auch dem Gitarristen John Weinzierl noch nicht klar, ob Percussionist Jan Kahlert auftreten wird – es gibt da noch offene Gesundheitsfragen. Weinzierl sagt aber: „Wir proben heftig.“ Und er verspricht: „Ein fettes Düül-Konzert. Auch mit den bekannten alten Sachen.“
Ein sehr eigenes Konzert
Was immer da kommen mag – es wird spannend. Auf der neuen, hochprofessionell-verspielten Webseite der Band heißt es, Düül 2010 sei „nicht Kraut“ und auch „nicht 70er“, sondern „Musik für das neue Jahrtausend“. Diese Art von Hybris war der Band schon immer eigen. Ihr neues Album „Bee As Such“ ist das erste in einer weitgehend kompletten Stammbesetzung seit „Vortex“ von 1981 – und es klingt wie 1971, mit vier eher klangmalerischen Stücken, die zusammen mehr als 50 Minuten Musik ergeben. Weinzierl: „Da wollten wir bewusst zurück zu den Wurzeln. Die nächste CD wird wieder ein Konzeptalbum.“
Bassist Lothar Meid soll beim heutigen Auftritt drei eigene Nummern spielen, ansonsten steht am Bass Gerard Carbonell, der einst mit „Pack“ Punk-Geschichte schrieb. Weinzierl und Sängerin Renate Knaup wollten auch die alten Stücke sauber einüben. Meid: „Ich halte das für verwegen. Düül war für mich immer Freiheit.“ Weinzierl: „Da steht Lothar allein mit seiner Meinung.“ Man werde selbstverständlich ordentlich üben, aber er identifiziert sich weiterhin mit dem Anarcho-Charme des Düül-Clans: „Wir sind alle nicht zivilisiert, höchstens industrialisiert.“
Michael Grill
Heute live im Metropolis (Kultfabrik). Das Album „Bee As Such“ als Download über die Website www.amonduul.de
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