Hommage an den «Arbeiter der Kunst»
Zum 100. Geburtstag gibt es eine Box voller Werk und Wirken von Kubas Altstar Compay Segundo. Salut an einen der ganz Großen der Weltmusik.
Als seine Karriere den endgültigen Kick bekam, war er 88 Jahre alt. Und er sollte 91 werden, bis sein Name auf der ganzen Welt zum Inbegriff kubanischer Musik wurde: Compay Segundo. In diesem Jahr wäre der Mann, der am 13. Juli 2003 verstarb, 100 Jahre alt geworden. Eine umfangreiche CD-Box würdigt nun das Werk eines großen Weltmusikers. Zu hören sind 28 Kompositionen und Co-Kompositionen Segundos, darunter natürlich die Hits aus dem Wenders-Film «Buena Vista Social Club», aber auch bisher Unveröffentlichtes, sowie das Beste aus den Alben Yo Vengo Aqui, Lo Mejor de la Vida, Calle Salud und Las Flores de la Vida. Dazu kommen gemeinsame Aufnahmen mit Musikern wie Pio Leyva, Cheb Khaled oder auch Charles Aznavour. Eine DVD versammelt zudem Konzertmitschnitte. Eine beeindruckende Musikauswahl also, die jedoch vom Beiheft leider nur unzureichend aufgearbeitet wird. Die Erläuterungen beschränken sich auf allgemeine Informationen zu Leben und Werk, und das auch nur auf Englisch oder Französisch. Wer also Näheres über die Entstehungsgeschichte der «neuen» Songs erfahren möchte, muss sich selbst auf die Suche machen - und des Spanischen mächtig sein.
Notfalls Zigarren drehen
Immerhin über die Vita des Künstlers wird erschöpfend Auskunft gegeben. Geboren wurde Segundo demnach als Máximo Francisco Repilado Muñoz am 18. November 1907 in der Nähe von Santiago de Cuba. Mit 15 schrieb er seinen ersten eigenen Song «Yo vengo aqui para cantar» und mit Mitte 20 erfand er sogar ein eigenes Instrument, das «armónica». 1940 wurde er gemeinsam mit Lorenzo Hierrezuelo als das Duo Los Compadres auf Kuba bekannt. Aus dieser Zeit stammt auch sein Spitznamen: Compay (spanisch: compadre) Segundo (spanisch: Zweiter) - er sang also die zweite Stimme. Diese Verbindung hielt bis 1955, danach startete er mit Pío Leyva und Carlos Embale eine eigene Gruppe. Doch in den sechziger Jahren ließ das Interesse an kubanischer Musik nach. Segundo verdiente fortan sein Geld als Zigarrendreher.
Vom Jazzclub ins Plattenstudio
In den Neunzigern entdeckte Europa unter dem Label «Weltmusik» die kubanischen und karibischen Rhythmen neu. Im Sommer 1994 bereiste Compay Segundo Spanien mit seinem Quartett Compay Segundo y sus Muchachos und beeindruckte besonders in den Jazzclubs Sevillas und Madrids. Jene Auftritte ebneten den Werk für die Aufnahme seines Albums «Antología» (1995). Jenes Album, das Segundo mit einem Schlag bekannt machte und den Weg für viele andere Künstler aus Kuba ebnete. «Antología» war auch als einer der Anstöße für Ry Cooders Projekt Buena Vista Social Club, das drei Jahre später den gleichnamigen, überaus populären Film von Wim Wenders über die kubanische Musikszene initiierte. Fortan hielt sich Segundo viel in Europa auf und absolvierte zahlreiche Konzerte, die selbst Fachleute staunen ließen: Niemand konnte sich erklären, woher der über 90-Jährige die Energie dafür nahm. Selbst nach einem zweistündigen Konzert bat er noch um Musikwünsche aus dem Publikum. Um mit seinen eigenen Worten zu sprechen: «Ich bin ein Arbeiter der Kunst, und meine größte Freude ist es, jeden mit meiner Musik glücklich zu machen.» (nz)