Hoffnung am Abend

ProSieben startet eine neue Krimi-Serie mit „Verliebt in Berlin“-Star Alexandra Neldel. Als Anwältin Anna rollt sie mit einem Ex-Polizisten und Krebs-Forscher alte Fälle auf, um Unschuldige aus dem Knast zu holen.
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ProSieben startet eine neue Krimi-Serie mit „Verliebt in Berlin“-Star Alexandra Neldel. Als Anwältin Anna rollt sie mit einem Ex-Polizisten und Krebs-Forscher alte Fälle auf, um Unschuldige aus dem Knast zu holen.

Ein tödlicher Virus geht um. Die Opfer: deutsche Serien. Todesursache: vernichtende Quoten. „Die Anwälte“ mit Kai Wiesinger hat es nach nur einer Folge erwischt, „Herzog“ Niels Ruf durfte gerade dreimal auf den Bildschirm und auch Hannes Jaenickes „Post Mortem“ geht nicht weiter. ProSieben wagt sich ab morgen dennoch wieder mit einem deutschen Produkt auf Sendung. „Unschuldig“ heißt die zwölfteilige Serie mit Hauptdarstellerin Alexandra Neldel, die schon Sat1 als Lisa Plenske in „Verliebt in Berlin“ enorme Quoten bescherte.

Neldel ist Anwältin Anna, die alte Fälle aufrollt, um unschuldig Verurteilte aus dem Gefängnis zu holen. Unterstützt wird sie von Ex-Polizist Marco (Clemens Schick) und Krebsforscher Sebastian (Erhan Emre). „Wir alle bringen eine düstere Vorgeschichte mit, die im Lauf der Folgen nach und nach aufgerollt wird“, sagt Neldel. Will man die lückenlos mitbekommen, muss man dran bleiben.

„Ich finde es schlimm, wenn eine Serie wie ,Die Anwälte’ nach nur einer Folge abgesetzt wird“, sagt Neldel. Zwölf Folgen müsse man einer Serie schon Zeit geben. „Und ich glaube, dass wir mit ProSieben einen Sender gefunden haben, der uns diese Zeit gibt.“

Nicht nur für den Sender stellt „Unschuldig“ eine echte Bewährungsprobe dar, sondern auch für die Produktionsfirma Teamworx. Die ist für ihre aufwendigen Event-Filme wie „Dresden“ und „Die Luftbrücke“ bekannt. Doch im Genre Serie konnte man sich noch nicht etablieren. ProSieben schob im vergangenen Jahr „Verrückt nach Clara“ nach nur zwei Folgen ins Spätprogramm. Auch „Verschollen“ erfüllte bei RTL nicht die Erwartungen. Jetzt soll der Erfolg mit „Unschuldig“ kommen.

In der Auftaktfolge geht es um den Mord an einer Frau, für den der Ehemann im Gefängnis sitzt. Anna findet heraus, dass nur vier Stunden vor dem Mord eine andere Frau das Zimmer bewohnt hat, die der Toten zum Verwechseln ähnlich sah.

Die Idee zur Serie kam Produzent Sascha Schwingel durch das Innocence-Projekt in den USA (www.innocenceproject.org). Seit 1992 hat die Organisation 214 Menschen aus dem Gefängnis geholt. „Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu Verurteilungen von Unschuldigen, oder es passieren Fehler bei der Strafzumessung“, sagt er. Laut Schätzungen sitzt hierzulande möglicherweise jeder hundertste Gefangene unangemessen lang oder gar zu Unrecht hinter Gittern. Rechtswissenschaftler Michael Kilchling vom Max-Planck-Institut aber gibt zu Bedenken: „Wirklich verlässliche Zahlen sind das nicht.“

Kilchling hat als Berater dafür gesorgt, dass bei „Unschuldig“ inhaltlich alles stimmt. Die Notbremse, weil die Fantasie mit den Autoren durchgegangen wäre, musste er aber nie ziehen, sagt er der AZ. „Meine Aufgabe war, zu prüfen, ob alles juristisch plausibel ist.“ Es habe aber höchstens mal ein Terminus nicht gestimmt. Stellt sich heraus, dass ein Justizirrtum vorliegt, entschädigt der deutsche Staat den Ex-Häftling mit elf Euro pro Tag. Eine lächerlich magere Summe, steht der zu Unrecht Verurteilte nach Verlust der Arbeit und sozialen Bindungen doch meist vor dem Nichts. „Die Zeit kann einem niemand wiedergeben. Da sind elf Euro Entschädigung wirklich unverständlich“, sagt Kilchling. „Der Staat möchte aber eben auch hier sparen.“

Gespart haben Teamworx und ProSieben bei der Produktion von „Unschuldig“ nicht. Belohnt wurde das schon vor dem Sendestart mit einer Nomninierung für den Bayerischen Fernsehpreis. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass die Serie auch beim Publikum ankommt. Selbst die Konkurrenz wünscht Erfolg, wäre das doch das lang erwartete Zeichen, ein Gegengift gegen den Serien-Killer-Virus gefunden zu haben. aka

Zwölf mal „Unschuldig“ gibt’s jeden Mittwoch (20.15 Uhr) auf ProSieben

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