Hochleistungsperkussion
Schlagwerker Martin Grubinger & Friends begeistern im Prinzregententheater
Die Drum-Sticks werden zu Fächern. Das Rasseln der Aufschläge strukturiert von akzentuierten Schlägen. Das Grollen der Pauken lässt die Sitze im Prinzregententheater vibrieren. Nur das Pulsen der Unterarmmuskeln ist noch eine anatomisch verlässliche Größe. Martin Grubinger tropft der Schweiß vom roten Gesicht. Stehende Ovationen am Schluss.
Grubingers Kunst hat eine Ästhetik der Verblüffung, des Spielerischen und manchmal des beängstigend Perfekten. Mit vier Perkussionskollegen, dem 22-jährigen Manuel Hofstätter, seinem Vater Martin Gruber Senior, seinem Lehrer Leonhard und, charmanterweise, dem Jugendfreund Rainer Furthner und dem Pianisten Per Rundberg spielt sich Grubinger durch ein Programm mit einer pulssteigernden Dynamik. Im Mittelpunkt steht über lange Strecken das Marimbaphon. „Prism Rhapsody“ von Keiko Abe fasst alle Facetten dieses Instruments: Sechs Schlägel schichten Toncluster, zwei flirren in irren Läufen.
Bei „Thirteen Drums“ von Maki Ishii steht Grubinger hinter eben jenen, plus einer per Fußpedal bedienten Bass-Drum. Sicher ist die Faszination einerseits die der körperlichen Machbarkeit; aber gerade in Ishiis Stück ist der Klang des Materials im Mittelpunkt. Mensch, Holz und Fell (ob Sticks flirren oder Finger zupfen): Diese Verbindung birgt ein Potenzial, in das nur ein Perkussions-Infizierter wie Grubinger so schamanisch eindringen kann.
Im nächsten Jahr hat er versprochen wiederzukommen. „The Percussive Planet“ soll das Projekt heißen: 10 Schlagzeuger aus unterschiedlichen Kontinenten und eine Brass-Band.
Christian Jooß