Hitziger Schmelz

Regisseur Andreas Kriegenburg versucht den zweiten Streich in Wagners „Ring des Nibelungen” – nach dem gefeiert-geglückten „Rheingold” war nun an der Staatsoper die „Walküre” dran. Hier unsere Nachtkritik nach dem ersten Akt.
von  Robert Braunmüller

Regisseur Andreas Kriegenburg versucht den zweiten Streich in Wagners „Ring des Nibelungen” – nach dem gefeiert-geglückten „Rheingold” war nun an der Staatsoper die „Walküre” dran. Unsere Nachtkritik nach dem ersten Akt.

Wagnerianer und Gesangsexperten sind sich einig: Siegmund sollte von einem baritonalen, dunkel timbrierten Heldentenor gesungen werden. Die Bayerische Staatsoper versuchte es mit dem Strahlemann Klaus Florian Vogt, der den vom Unglück verfolgten Wehwalt zwar rollendeckend darstellte, mit seiner metallisch-hellen Stimme aber nicht wirklich ans Herz des Zuschauers heransang.

Leider buchstabierte er auch das Lenzlied „Winterstürme wichen dem Wonnemond” ohne echten Schmelz. Der unverwüstliche Schluss des ersten „Walküre”-Akts wirkte trotzdem, weil Vogt mit der jugendlich-dramatischen Sopranistin Anja Kampe eine perfekte Sieglinde zur Partnerin hatte. Die beiden wurden zur ersten Pause kräftig bejubelt.

Zum Vorspiel sah man die Kämpfe Siegmunds. In der Esche des Hunding-Hauses hingen frei nach der berühmten Graphik von Jacques Callot aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs die Toten des Kampfes aller gegen alle (Bühne: Harald B. Thor). Der im „Rheingold” so überzeugende Bewegungschor (Choreografie: Zenta Haerter) wurde vergleichsweise sparsam eingesetzt: Frauen wuschen Leichen des allgegenwärtigen Bürgerkriegs und umgaben später das Liebespaar wie die Engel im Abendsegen von Humperdincks „Hänsel und Gretel”. Das Kunstgewerbe war nicht fern. Ansonsten zog sich Andreas Kriegenburgs Inszenierung vorerst auf gepflegte, gut abgehangene Psychologie zurück.

Dirigent Kent Nagano kostete den Anfang des ersten Akts mit Schmelz aus, steigerte die Liebesszene hitzig, drehte aber das Bayerische Staatsorchester bisweilen bis zur Ohrenschmerzgrenze auf. Wie sich Brünnhilde (Katarina Dalayman) und Wotan (Thomas J. Majer) im zweiten und dritten Akt geschlagen haben, darüber lesen Sie morgen mehr.

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