Herzog und Chéreau wetteifern am Lido

Zwei der vielseitigsten europäischen Regisseure machen sich im Kampf um den begehrten Goldenen Löwen von Venedig am Lido Konkurrenz. Der deutsche Werner Herzog schickt mit dem Film "My Son, My Son, What Have Ye Done?" überraschend ein zweites Werk in den Wettbewerb des Filmfestivals.
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Zwei der vielseitigsten europäischen Regisseure machen sich im Kampf um den begehrten Goldenen Löwen von Venedig am Lido Konkurrenz. Der deutsche Werner Herzog schickt mit dem Film "My Son, My Son, What Have Ye Done?" überraschend ein zweites Werk in den Wettbewerb des Filmfestivals.

Der Franzose Patrice Chéreau, der 2001 für «Intimacy» in Berlin den Goldenen Bären bekam, präsentiert sein jüngstes Werk «Persécution» (Verfolgung) vor. Die beiden bedeutenden Filmemacher und Opernregisseure der Nachkriegszeit haben in ihren Streifen zerstörerische Besessenheit ins Zentrum gestellt.

Der erste wirklich verblüffende Beitrag des Festivals war der angekündigte «Überraschungsfilm» im Wettbewerb. Denn es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein Regisseur in Venedig gleich mit zwei Filmen antritt. Herzog hatte am Lido bereits den film noir «Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans» mit Nicolas Cage als korruptem Cop vorgestellt. Nun folgte sein amerikanisch-deutscher «My Son, My Son, What Have Ye Done?». Besessen davon, einen Fluch ablegen zu müssen, begeht Brad Macallam (Michael Shannon) den Mord an seiner Mutter so, wie er es in der griechischen Tragödie zuvor gespielt hatte: Mit einem Schwert.

Schaudern a la David Lynch

Der Halbwaise hat Depressionen, Visionen und Eingebungen, folgt in einem religiösen Wahn einer inneren Stimme und verbarrikadiert sich nach dem Ritualmord an der überbehütenden Mutter - angeblich mit zwei Geiseln. «Ich wollte einen Horrorfilm ohne Blutbad und Kettensägen machen, aber es sollte dabei in einem eine seltsame, diffuse Angst aufkommen.» Das sagt Herzog zu dem in San Diego angesiedelten, von David Lynch mitproduzierten Drama, das auf einer wahren Begebenheit beruht.

Tieren hat Herzog in beiden Filmen sehr hübsche Sonderrollen gegeben - in dem einen sind es Leguane, Flamingos in dem anderen. «Den Mann hat es wirklich gegeben, er war ein sehr talentierter Schauspieler, der seine Mutter umgebracht hat», erläuterte Herzog am Samstag. «Ich habe ihn in einem Camping-Trailer-Park kennengelernt.»

In Chéreaus «Persécution» dreht sich alles um Menschen, die irgendwie beschlossen haben, nicht glücklich sein zu wollen. Daniel (Romain Duris) kommt mit der doch so geliebten Freundin Sonia - superb gespielt von Charlotte Gainsbourg - partout nicht zurecht. Zudem macht ihn ein seltsamer Fremder nervös, der ihn hartnäckig verfolgt und ihn lieben will. Alle bleiben in diesem von Arte und ZDF mitproduzierten Chéreau-Werk ratlos zurück. Und das geht auch manchem Zuschauer so. (dpa)

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