Helmut Vakily: 40 Jahre Kunst in Schwabing
Das Centre Pompidou wurde eröffnet, Maria Callas und Elvis Presley starben, der deutsche Herbst beherrschte die Republik und das Ende der Dampflokomotive wurde besiegelt. Seither hat sich die Kunstszene grundlegend verändert. Ende der siebziger Jahre war die Globalisierung kein Thema und das Verhältnis von gegenständlicher zu abstrakter Kunst wurde anders als heute gesehen.
Für Vakily bedeuten die vierzig Jahre fast ein halbes Leben. Selbst bezeichnet er sich als Maler, Zeichner und Schriftsteller. Galerist will er nicht genannt werden. Den Ort der AutorenGalerie 1 schuf er als erfolgreicher Künstler. Seit 1963 stellte er in bekannten Galerien und Museen aus. Anfang der siebziger Jahre erfand er seine Raum- und Flugzeltbilder.
Ungewöhnlich für eine Zeit, in der im Westen das Abstrakte mehr galt als das Gegenständliche, verband er darin beides. 1972 wurden die von ihm erdachten Manuellen Multiples, Bleistiftzeichnungen, durch einen Film im Bayerischen Fernsehen gewürdigt. Auch Gedichte schrieb er bereits vor 1977, deren Veröffentlichung allerdings erst 1992 begann.
Im Dachgeschoss am Pündterplatz 6 sollten Begegnungen stattfinden. Die beiden Künste, die Helmut Vakily aus der Sicht des Machens kennt und sieht, sollten sich treffen, Ausstellungen von Malerei, Zeichnung, Fotografie und Collagen mit Lesungen verbunden werden. Wer Interesse an oftmals bekannten Namen hat, sei auf die Homepage verwiesen.
Aus der Kunstsammlung, die im Laufe der Jahre entstanden ist, können Werke ausgeliehen werden. Ein wichtiger Punkt des Konzepts der Autoren-Galerie 1 besteht unverändert darin, dass bei einem Verkauf vom Künstler keine Provision zu zahlen ist. Unkosten für eine Ausstellung fallen trotzdem an.
Sabine Levinger, "Weltlandschaft" 2016/17, Öl auf Leinwand
Finanziert wird die Autoren-Galerie 1 außerdem durch die Beiträge der Fördermitglieder, die einen Nachlass beim Kauf von Werken erhalten, sowie durch die Unterstützung des Kulturreferats der Stadt München. Nach den Folgen der Veränderungen seit 1977 für die Galerie gefragt, antwortet Helmut Vakily, dass ihn das Gleichbleibende in der Kunst interessiere. Entlastet wird Helmut Vakily bei der anfallenden Galeriearbeit inzwischen durch seine Frau, die Malerin Sophie. Gudrun Bouchard prägt die Vernissagen mit ihren Einführungen.
Letztendlich ist es die Kunst, an der sich eine Galerie beweist. Nach zwei Sammelausstellungen, mit denen das 41. Jahr begann, stellte im Februar der Fotograf Friedrich Saller aus. Er ist seit 2006 Künstler der Galerie und orientiert sich an der klassischen amerikanischen Schwarzweiß-Fotografie. Inzwischen fotografiert er inszenierte Frauenakte in Farbe.
Im März zeigte Sabine Levinger neue Bilder auf Leinwand und Papier und Tamara Ralis 5 Objekte. Die abstrakten Gemälde von Sabine Levinger, die seit den achtziger Jahren in der Autoren-Galerie 1 ausstellt, wirken oft wie Gebirgslandschaften. Sie können anthropomorphe Formen bis hin zur vollständigen menschlichen Figur enthalten.
Die meist weißen Objekte von Tamara Ralis, die auch Lyrikerin ist, stellen träumerische Inhalte dar. Fast immer gehört eine menschliche Figur oder zumindest ein Gesicht dazu. Im April stellen Ruth Fancher Brinkmann und Timm Zorn aus. Die abstrakten Gemälde der in Amerika geborenen Malerin zeigen in sensibler Weise unterschiedliche Möglichkeiten des Spiels mit Farbe.
Timm Zorn, der Bühnenbildner ist, stellt zum ersten Mal im vierten Stock am Pündterplatz aus. Seine Assemblagen, in denen er Fundstücke aus verlassenen Häusern und der Natur verarbeitet, sind die autonome Seite seiner Kunst. Die fünf Künstler dieser drei Ausstellungen haben jeweils zu ihrer individuellen Ausdrucksweise gefunden. Nichts verbindet die Positionen außer der Freiheit der Kunst.
Autoren Galerie 1, Pündterplatz 6/IV 80803 München, Tel. 089 395132 www.autorengalerie1-muenchen.de
Öffnungszeiten Mi-Fr 13-18.30 Uhr Sa 10-14 Uhr
Sabine Levinger: Neue Bilder auf Leinwand und Papier 15.3.-3.4. Tamara Ralis: Entferntes. 5 Objekte 15.3.-3.4.
Fancher Brinkmann: Neue Acrylbilder auf Leinwand 6.4.-28.4.
Timm Zorn: Die Schönheiten der Vergänglichkeit. Assemblagen 6.4.-28.4.
„Bilder, Briefe, Noten XCI“ 25 Künstler aus dem In- und Ausland 24.5.-7.6.
Eröffnung 24.5., 19-22 Uhr, 20.30 Uhr Einführung durch Gudrun Bouchard
Finissage 7.6., 19-22 Uhr
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