Heino Ferch: „Wir sind alle keine Helden“
Heino Ferchs ZDF-Thriller „Die Toten vom Schwarzwald“ setzt auf Mythen, Grusel und Rätsel. Der 46-jährige Schauspieler über Mut, Aberglaube, seine neue Heimat Bayern und den Segen von Kindern
Im ZDF-Krimi „Die Toten vom Schwarzwald“ löst das spurlose Verschwinden einer Frau eine ganze Reihe rätselhafter Ereignisse aus. Ex-Mann Matthias Auerbach (Heino Ferch) glaubt an ein Verbrechen. Er quartiert sich in dem Dorf ein, in dessen Nähe Katharina (Anna Schudt) verschwunden ist. Offensichtlich kennen die Bewohner seine Ex, doch Auskunft will niemand geben. Auerbach versucht, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die Einzige, die ihm dabei hilft, ist Inka (Nadja Uhl).
AZ: Herr Ferch, in „Die Toten vom Schwarzwald“ geht es geheimnisvoll und mystisch zu.
HEINO FERCH: Ja und im Schwarzwald ist es wirklich so. Am helllichten Tag befindest du dich im Wald plötzlich in Ecken, in denen es stockduster ist. Man kann sich irre schnell verlaufen. Obwohl man in Deutschland ist, ist man plötzlich weit weg von jeder Zivilisation. Auf der anderen Seite ist der Schwarzwald aber auch eine erschreckend stehengebliebene Touristenattraktion.
Mit Kuckucksuhren und Bollenhut?
Genau, wir haben während des Drehs am Titisee gewohnt. Dieser Ort hat mich ein bisschen an die Kindheit erinnert: Besuch bei der Oma am Sonntagnachmittag auf Kaffee und Kuchen.
Gibt es die abergläubische Legende des Films im Schwarzwald wirklich?
Ob es nun genau die gibt, weiß ich nicht. Aber mythischer Aberglauben ist dort sehr verwurzelt. Man sieht tatsächlich überall an alten Häusern geheimnisvolle Zeichen und aus Wurzeln gebaute Männchen. Das ist schon merkwürdig.
Heino Ferch: "Oberbayern ist meine Insel der Glückseligen"
Sind Sie selbst abergläubisch?
Klar, wir Schauspieler sind das fast alle. Im Theater darf man zum Beispiel nicht pfeifen. Das geht darauf zurück, dass es dort früher Gaslampen gab und man das Pfeifen hören musste, wenn Gas austrat. Und wenn ich auf der Straße stolpere, drehe ich um und gehe noch einmal über dieselbe Stelle.
Sie haben 20 Jahre lang in Berlin gelebt, vor zwei Jahren sind Sie an den Ammersee gezogen. War das ein Kulturschock für Sie?
Nein, ich habe in Salzburg studiert, den Kulturschock hatte ich also schon hinter mir. Ich habe es sehr geliebt, in dieser kleinen Stadt Salzburg zu leben. Und jetzt ist Oberbayern meine Insel der Glückseligen.
Glückspilz Heino Ferch - privat und beruflich
Haben Sie als prominenter Zugroaster keine Probleme?
Überhaupt nicht, Ich fühle mich hier bestens aufgenommen. Und ich glaube, als ich bei der Feldarbeit die Walze auf der nassen Koppel versenkt habe, haben sie mich dort so richtig gemocht. Damit hatten sie Spaß.
Sie spielen leidenschaftlich Polo – ist das nicht ein bisschen elitär?
Das ist ein konditionell sehr anspruchsvoller Pferdesport. Klar, die Allgemeinheit weiß darüber allenfalls, dass Prinz Charles ab und zu vom Pferd gefallen ist und deshalb nicht mehr aufsteigen will. Aber uns macht es sehr viel Spaß, meine Frau ist ja professionelle Reiterin.
Im Film wollen Sie das Geheimnis eines Dorfes aufspüren, obwohl es dadurch richtig lebensbedrohlich wird. Imponiert Ihnen solcher Mut?
Ich glaube gar nicht, dass das wirklich mutig ist. Matthias will einfach wissen, was mit seiner verschwundenen Frau passiert ist. Dadurch bekommt er Flügel.
Sind Sie mutig?
Wir sind doch alle keinen Helden. Trifft man auf der Straße auf eine Pöbelei, überlegt man zwei Mal, ob man eingreifen soll. Es ist vielleicht besser, fünf andere Leute zu aktivieren, um gemeinsam zu handeln. Zwei Halbstarke können jeden von uns windelweich schlagen. Im schlimmsten Fall stirbt man – wie im tragischen Fall von Dominik Brunner in München.
Wird im Hause Ferch viel ferngesehen?
Ja, mich interessiert, was die Kollegen machen. Ich mag gute Filme und Serien, liebe Sport und interessiere mich für Politik und Wirtschaft.
Es scheint, als wären Sie mit dem Angebot zufrieden.
Überall gibt es Qualität, Mittelmaß und Schrott. Ich wähle sorgfältig aus.
Sie sind trotz Krise gut beschäftigt. Empfinden Sie sich als Glückspilz?
Ja, klar.
"Für das Ego eines Schauspielers gibt es nichts Besseres als Kinder zu haben"
Auch privat? Ihre jüngste Tochter ist ja gerade mal 16 Monate alt.
Natürlich. Gerade für uns Schauspieler ist es wichtig, Kinder zu haben. Wir stehen ständig im Mittelpunkt und werden gepampert. Kinder aber ziehen die Konzentration auf sich, für das Ego eines Schauspielers gibt es nichts Besseres.
Im Juni sind Sie im Kinofilm „Hanni und Nanni“ zu sehen. Das waren ja wohl nicht die Helden Ihrer Kindheit, oder?
Nein, meine waren Jacques Cousteau und Gustav Knuth sowie Hans-Jürgen Bäumler aus der Zirkusserie „Salto Mortale“. Aber alle Mädels, die ich gekannt habe, haben „Hanni und Nanni“ gelesen. Wir haben im Schloss Faber-Castell gedreht, das uns als englisches Internat gedient hat. Ich glaube, vom Look her ist eine Art „Harry Potter“-Film daraus geworden.
Angelika Kahl
ZDF, Montag, 8. Februar, 20.15 Uhr
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