Heimisch werden in einer fremden Welt

Künstler aus Uganda und Deutschland zeigen Erich Kästners „Emil und die Detektive“ für Kinder ab im Marstall
von  Abendzeitung

Künstler aus Uganda und Deutschland zeigen Erich Kästners „Emil und die Detektive“ für Kinder ab im Marstall

Original ist nur die Schnauze des Berliner Schauspielers Tobias Schulze. Er ist nicht nur der Erzähler, sondern auch wunderbar wandelbar Mutter und Oma von Emil Tischbein, die kesse Cousine Pony Hütchen, Gustav mit der Hupe oder der finstere Herr Grüneis, der den kleinen Emil auf seiner Reise vom Dorf in die große Stadt beklaut hat. Der Rest der preußischen Szenerie, den der Wahl-Münchner Erich Kästner vor gut 80 Jahren in seiner Jugenderzählung „Emil und die Detektive“ zeichnete, ist in der Zubereitung des Regisseurs Atif Hussein ebenso übermütig wie faszinierend globalisiert: In der im Marstall als Teil der Reihe Kinder-Buch-Theater gezeigten deutsch-ugandischen Koproduktion verschmelzen die Hauptstädte der BRD, Bayerns und Ugandas in dem ewig jungenhaften Großstadtabenteuer wie selbstverständlich.

Ohne Ethno-Kitsch

Ein Theaterteam des Bayerischen Staatsschauspiel hat in Kampala mit Künstlern des ugandischen Nationaltheaters Kästners Geschichte für Kinder ab 7 inszeniert. Die Kunstgattungen wirken in fruchtbarer Symbiose zusammen: Hinten kommentiert ein Maler das Geschehen mit ständig neu übermalten Bildern, davor schafft eine Combo mit Bläsern und viel Perkussion einen mit Rudolf Gregor Knabl entwickelten Klangraum, in dem ugandische Puppenspieler, Schauspieler und Tänzer eine spannende Geschichte erzählen vom Fremdsein in der Welt und wie man sich mit Mut und Solidarität heimisch machen kann. Freundlich und ohne Ethno-Kitsch wird eingeladen in die Welten Afrikas, die vor unserer eigenen Haustür anfangen.

Mathias Hejny

Marstall, bis 29. Jan., 11 Uhr, 31. Jan. 11 und 15 Uhr, 7. März 15 und 18 Uhr, Tel.2185-1940

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