Heilige Messe mit Hörnchen und Hardrock

Keine Überraschung, aber so muss es sein: AC/DC bringen ihr Publikum zum Toben
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Keine Überraschung, aber so muss es sein: AC/DC bringen ihr Publikum zum Toben

Auch in der Olympiahalle erhebt sich das Publikum auf den Rängen manchmal von den Sitzplätzen – meist bei den Zugaben, oder wenn ein Künstler seinen größten Hit zu Gehör bringt. Dass aber in Münchens größter Halle alle, wirklich alle, von der ersten Sekunde einer Show an auf den Beinen sind, toben, schreien, rocken und sich schütteln – das gibt es nur bei AC/DC.

Ein Meer aus Schweiß

Niemand – einschließlich der Band – ist hier, um sich überraschen zu lassen. Es ist wie bei einer Messe: Man weiß, was kommt und feiert gemeinsam ein Ritual, bei dem Experimente nur stören würden. Das Objekt der Huldigung ist ein Sound, den die Band 1973 erfunden und seitdem konserviert hat: die Essenz des Hardrock, ausschließlich darauf abzielend, größtmögliche Wucht zu erzeugen, die den Fuß zum Stampfen, die Ohren zum Klingeln und das Hirn zum Schweben bringt. Nach einer Stunde ist längst alles ein Meer aus Schweiß, verzückt-verzerrten Gesichtern und blinkenden Teufelshörnchen, nach zwei Stunden böllern die Kanonen einen wieder hinaus ins Leben: „For Those About To Rock“. So war es bei AC/DC schon immer, so ist es diesmal und so wird es immer sein.

In der Oly kracht als erstes der „Rock’n’Roll Train“ durch den Bühnenhintergrund, dient fortan als feuerspeiende Kulisse. „Back In Black“, „Dirty Deeds...“ und „Thunderstruck“ sind die Knaller zu Beginn, bei „The Jack“ machte sich Gitarrist Angus Young mal wieder bis auf die Unterhose mit Band-Logo frei. Fünf neue Songs werden ins Programm gestreut, wobei „Black Ice“ und „War Machine“ die auf CD nur schwer hörbaren Bluesrock-Qualitäten zeigen, nur „Anything Goes“ fällt stimmungsmäßig etwas ab.

Akrobatischer Gitarrensolo-Exzess

Das Herz der Show ist „Hells Bells“, einer der intensivsten Rocksongs aller Zeiten, der choreographische Höhepunkt mit akrobatischem Gitarrensolo-Exzess das uralte „Let There Be Rock“. Außerdem powermäßig herausragend: die Blasepuppen-Klamotte „Whole Lotta Rosie“, der Pennäler-Brüller „TNT“.

Sonst noch was? Auch wenn die heutige Jugend jeden Geschlechts AC/DC inzwischen cool findet, war das Publikum doch ausgesprochen älter und männlich – offenbar die potenteste Gruppe im harten Kampf um die Tickets. Und um die Vorband „The Answer“ war es schade, sie spielte perfekten, hungrigen Led-Zeppelin-Rock, wurde aber vom Soundmixer schnöde gedeckelt. Schließlich: Der Bauch von Sänger Brian Johnson ist mittlerweile recht füllig, das Haupthaar von Angus Young schütter. Aber das stört wirklich keinen.

Michael Grill

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