Heath Ledgers letzte Rolle
Der unerwartete Tod von Heath Ledger hat das Batman-Fieber schon vor dem Kinostart von «Dark Knight» in die Höhe getrieben. US-Kritiker und Kollegen schwärmen von seiner Darstellung des Bösewichts Joker.
«Dark Knight» hätte auch unter normalen Umständen für großen Wirbel gesorgt. Das sechste Batman-Abenteuer zählt schließlich zu den mit Spannung erwarteten Sommer-Blockbustern, die Millionen Fans ins Kino locken. Der plötzliche Tod eines Hauptdarstellers verleiht dem Film nun noch zusätzliche Bedeutung.
Heath Ledger, der als wortkarger schwuler Cowboy in «Brokeback Mountain» seinen größten Erfolg feierte, war im Januar in seiner New Yorker Wohnung tot gefunden worden. Der 28-jährige Australier starb an einer Überdosis verschreibungspflichtiger Medikamente.
Erste Vorstellungen längst ausverkauft
Schon Wochen bevor der Film an diesem Freitag in den USA anläuft (deutscher Kinostart am 21. August) waren die meisten Vorstellungen um Mitternacht und drei Uhr morgens ausverkauft. Der erwartete Ansturm der Fans ist so groß, dass einige Kinos den Streifen nun auch um sechs Uhr früh zeigen.
«Das ist wirklich nicht normal», sagte der Kinomarkt-Experte Chad Hartigan dem Internetdienst «E!Online». ««Dark Knight» ist der Bestseller des Jahres», versicherte Ted Hong vom Kartenvorverkaufsservice Fandango. «Er übertrumpft im Vorverkauf «Iron Man», «Sex and the City», «Indiana Jones» und «WALL-E».»
Joker-Fratze sticht Hauptrolle aus
Heath Ledgers weißes Gesicht mit rotverschmierten Mund und schwarzen Augenhöhlen grinst von riesigen Plakaten. Nicht mit dem Batman-Superhelden im Fledermauskostüm, gespielt von Christian Bale, sondern mit der unheimlichen Grimasse des Jokers wirbt Warner Bros. für das 180 Millionen Dollar (113 Millionen Euro) teure Leinwandspektakel.
Mit seinem grotesk-gewalttätigen Auftritt spielt Ledger den diabolischen Joker von Jack Nicholson («Batman», 1989) glatt an die Wand. Treuen Ledger-Fans mag dieser Anblick einen Schauer einjagen. Ledgers «Dark Knight»-Kollegen preisen dessen letzte Rolle. «Er ist ohne Frage der beste Bösewicht, den ich je auf der Leinwand gesehen habe», schwärmte Oscar-Preisträger Michael Caine, der in «Dark Knight» Batmans loyalen Diener und Freund spielt.
«So stolz auf unseren Jungen»
«Mit Heath zu arbeiten war fantastisch», sagte Christian Bale in dieser Woche bei der Filmpremiere in New York. «Er reißt den Film an sich und darüber bin ich recht froh. Er hat so verdammt viel Talent und schafft damit einen ironischen Joker, der als klassische Figur Geschichte machen wird.» Ledgers Eltern waren aus Australien zu der US-Premiere eingeflogen. «Wir sind so stolz auf unseren Jungen», sagte Vater Kim. Der Film habe ihre Erwartungen weit übertroffen.
Erst in einem halben Jahr werden die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben, aber schon jetzt redet Hollywood von einer posthumen Ehrung für Ledger. Als Ennis Del Mar in «Brokeback Mountain» war er 2006 für den Schauspielerpreis nominiert, doch der Oscar ging an «Capote»- Darsteller Philip Seymour Hoffman.
Spekulationen über Oscar-Nominierung
«Viele Leute reden ständig über Preise, es ist noch zu früh dafür. Aber wenn es einer verdient hat, dann ist es Heath mit diesem Auftritt», sagte Bale kürzlich über Ledgers Oscar-Chancen. «Es würde mich echt wundern, wenn er keinen Oscar erhält», attestiert Co-Star Gary Oldman. Sollte Ledger im Februar 2009 tatsächlich gewinnen, so wäre er der zweite Schauspieler nach Peter Finch (1976 für «Network»), dem posthum diese Ehre zuteilwürde. Ironischerweise dürfte Ledgers letzter Film sein kassenmäßig größter Erfolg werden. Hollywood-Insider prophezeien, dass «Dark Night» den bisherigen Topverdiener «Spider-Man» als erfolgreichste Comic-Buch-Verfilmung übertrumpfen wird. (Barbara Munker/dpa)