Hans-Werner Meyers Gang durch die bezaubernde Hölle

Schauspieler Hans-Werner Meyer über die Dreharbeiten zum ZDF-Film „Bis an die Grenze“ und die Anforderungen als Jungvater, die er in dem ironischen Erfahrungsbericht „Durchs wilde Kindistan“ als Buch veröffentlicht hat
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Schauspieler Hans-Werner Meyer über die Dreharbeiten zum ZDF-Film „Bis an die Grenze“ und die Anforderungen als Jungvater, die er in dem ironischen Erfahrungsbericht „Durchs wilde Kindistan“ als Buch veröffentlicht hat

Im ZDF-Film „Bis an die Grenze“ spielte Hans-Werner Meyer am Montag einen Vater, dessen Familie bei einem Ausflug in den Bayerischen Wald in die Hände einer brutalen Schlepperbande fällt. Sein Buch „Durchs wilde Kindistan – zwischen Windeln und Wahnsinn“ handelt dagegen von den ganz realen Abenteuern, die er als Vater besteht.

AZ: Herr Meyer, in „Bis an die Grenze“ ist Ihre Familie in großer Gefahr. Aber Sie können nichts tun. Ist das nicht das Schlimmste für einen Vater?

HANS-WERNER MEYER: Das ist es bestimmt. Allerdings bleibt dem Vater im Film eine letzte Möglichkeit, und die wählt er auch: Er opfert sich. Zwar habe ich eine solche Situation noch nicht erlebt – Gott sei dank –, aber ich weiß durch meinen eigenen Alltag als Vater, dass man über sich hinauswachsen kann, weil man es ohnehin täglich muss.

Der Dreh im Bayerischen Wald mit Gewitterstürmen war nicht einfach, oder?

Das war anstrengend, allerdings. Wir hatten viele Nachtdrehs, ich lag verdreckt und mit Theaterblut verschmiert auf dem Holzboden einer klapprigen Hütte, Wasser tropfte auf meinen Kopf, während die Mücken sich an meinem echten Blut besoffen. Es war kein Spaziergang.

Aber nicht vergleichbar mit Ihrer Reise „durchs wilde Kindistan“?

Richtig, denn der große Unterschied ist ja: Aus Kindistan kommst du nicht mehr raus. Es sei denn durch feige Flucht. Aber diese Option kommt natürlich nicht in Frage.

Wollen Sie den Männern mit Ihrem Buch Mut machen?

Ja, ich will ihnen Mut machen, indem ich schonungslos zeige, wie es ist, Vater zu sein. Du gehst durch die Hölle! Aber es gibt keine bezauberndere Hölle. Und dieser Zauber ist nur durch den Gang durch genau jene Hölle zu haben. Wenn man dazu nicht bereit ist, dann sollte man es lieber lassen. Aber in einer Hinsicht kann ich alle ermutigen: Die Kräfte wachsen.

Haben Sie selbst früher daran gezweifelt?

Für Kinder entscheidet man sich nur, wenn man seine Vernunft und seine begründeten Zweifel zum Teufel jagt. Dass Frauen Kinder gebären können, ist für Männer ein etwas beängstigendes Wunder. Aber über das Gebären hinaus gibt es nichts im Umgang mit Babys, was Frauen von Natur aus besser können als Männer.

Nein?

Nein, und was mich an der aktuellen Diskussion stört, ist, dass es immer nur darum geht, wer was macht. Das erweckt den Eindruck, als ob Kinder vor allem nerven und zu Streit führen. Das stimmt zwar, aber sie machen es auf eine extrem bezaubernde Art. Ich versuche, in meinem Buch deshalb auch einen Ton zu treffen, der diesem Thema angemessener ist. Kinder lachen ständig. Das sollen meine Leser auch.

Sie sind als Freiberufler in einer privilegierten Situation.

Richtig, dessen bin ich mir auch absolut bewusst. Aber wir sind natürlich auch nur so lange in einer privilegierten Situation wie wir als Schauspieler gefragt sind. Und entweder haben wir viel Geld und keine Zeit oder umgekehrt. Die Balance zu halten, ist eine ständige Herausforderung. Aber immerhin ist es möglich. Für Festangestellte aber sollten sich unbedingt die Rahmenbedingungen ändern, damit sich ein Paar die Aufgaben auch wirklich teilen kann.

Ihre Jungs sind eins und drei. Ist noch ein drittes Kind geplant, vielleicht ein Mädchen?

Wenn man ein Mädchen planen könnte, dann würden wir uns es vielleicht noch einmal überlegen. Aber was, wenn es dann doch wieder ein Junge wird? Drei Jungs? Du meine Güte! Dann passiert vielleicht noch ein Mord bei uns! Ich glaube, wir lassen es lieber.

Sie stecken beruflich zurück, macht Ihnen das nichts aus?

Natürlich mache ich mir immer wieder Sorgen, über die immensen Kosten, die Kinder verursachen. Aber mit dieser Sorge muss man als Freiberufler wohl leben. Wenn ich keine guten Rollen mehr angeboten bekäme, würde mir das natürlich schon was ausmachen. Aber es fiel mir nicht schwer, Rollen abzusagen, weil die Kinder mir keine Zeit dafür gelassen haben.

Weil sich die Prioritäten verschoben haben?

Naja, ich hab gar keine Zeit mehr, mir über meine Karriere Gedanken zu machen. Das muss nebenher laufen.

Angelika Kahl

„Durchs wilde Kindistan“ (Südwest Verlag, 380 Seiten, 16,95 Euro)

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