Hannes Jaenicke: Allein unter Eisbären

Hannes Jaenicke engagiert sich im ZDF für vom Aussterben bedrohte Tiere. Zeitgleich zeigt Sat1 seine Komödie „Allein unter Schülern“. Der Schauspieler findet das „unendlich schade“
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Hannes Jaenicke engagiert sich im ZDF für vom Aussterben bedrohte Tiere. Zeitgleich zeigt Sat1 seine Komödie „Allein unter Schülern“. Der Schauspieler findet das „unendlich schade“

AZ: Herr Jaenicke, was erwartet die Zuschauer bei „Im Einsatz für Eisbären“?

HANNES JAENICKE: Im Idealfall einen spannenden Film, der das gängige Dokumentationsgenre auf den Kopf stellt. Wir machen das nach dem Krimikonzept. Wir stellen das Tier in all seiner Pracht vor. Dann zeigen wir, wie und warum es ausgerottet wird. Und zum Schluss zeigen wir, was man dagegen tun kann.

Und was kann man tun?

Wenn alle Deutschen zum Beispiel ihre Elektrogeräte nicht auf Standby lassen, sondern den Stecker ziehen würden, könnte man ein ganzes Atomkraftwerk abschalten.

Sie opfern Ihre Freizeit für die Dokuprojekte. Warum?

Als Schauspieler arbeite ich in einem Medium, das große Wirkungsmöglichkeiten hat, aber Themen wie Umweltschutz kommen meines Erachtens zu kurz. Als Privatmensch ärgere ich mich über die Untätigkeit von Politik und Wirtschaft. Frau Merkel nennt sich Klimakanzlerin, lässt aber munter Kohlekraftwerke bauen. Jeder Depp weiß doch, dass das die größten Dreckschleudern sind. Oft können Politiker aber nichts ausrichten, deswegen sind wir als Konsumenten gefragt.

Inwiefern?

Wenn wir keine benzinfressenden Autos mehr kaufen, dann werden auch keine mehr produziert. Vielleicht gibt es ja irgendwann einmal Männer, die keine Identitätsprothese brauchen, und sich stattdessen ein umweltfreundliches Auto kaufen können.

Wie finanzieren Sie Ihre Dokumentationen?

Wir bekommen vom ZDF ein Budget, das die Produktionskosten deckt. Finanziell betrachtet sind die Filme also reine Leidenschaftsprojekte.

Sie sind Vegetarier. Auch wegen Tierschutz’?

Ich fand es nie besonders ansprechend, tote Viecher zu essen. Die Massentierhaltung und die Schlachttechniken finde ich abschreckend. Aber ich verurteile niemanden, der gern Fleisch ist.

Parallel zur ZDF-Eisbärendoku läuft bei Sat1 Ihr Film „Allein unter Schülern“. Haben da die Programmplaner nicht nachgedacht?

„Allein unter Schülern“ ist eine intelligente Komödie. Sie gleichzeitig gegen die Doku zu setzen, finde ich unendlich schade. Sat1 wusste schon, wann die Doku gesendet wird. Filme werden sonst auch oft verschoben. Hier leider nicht.

Als eine der größten Umweltsünden gilt das Jetten. Sie düsen oft zwischen den USA und Deutschland hin und her.

Der Flugverkehr macht etwa drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes aus. Ja, ich weiß, dass ich da kein Vorbild bin, und fliege nur noch, wenn es sein muss. Dass wir für unsere Dokus rund um den Erdball fliegen, macht das ganze Unterfangen zu einem großen, faulen Kompromiss, dessen bin ich mir bewusst. Aber für manche Filme muss man eben fliegen.

Was sagen Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, dass Sie mit den Dokus nur sich selbst promoten wollen?

In Deutschland wird ja immer gerne erstmal draufgehackt. Wenn ich Eigen-Promo machen wollte, müsste ich eine Casting-Show aufziehen wie Dieter Bohlen oder Heidi Klum. Wir leben in einem Land mit seltsamen Kriterien. Wenn jemand sich aus dem Fenster lehnt, werden ihm meistens erst mal unlautere Beweggründe unterstellt. Aber das Einzige, was mich interessiert, ist, ob ich mit den Filmen etwas bewirken kann.

Aber dem Sympathiewert schadet es auch nicht, oder?

Eigentlich ernte ich in meiner Branche eher Spott. Das ist die deutsche Geisteshaltung. In diesem Land wird erst mal entmutigt. Aber davon lasse ich mich nicht beeinflussen. Man legt sich ein dickes Fell zu. Am Ende zählt die Quote. Und die war bei der ersten Doku über Orang-Utans hervorragend. Deswegen lässt uns das ZDF jetzt eine ganze Serie daraus machen, und das ist großartig!

Sarah Hilgendorff

„Einsatz für Eisbären“, Dienstag, 8. September, um 20.15 im ZDF

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