Interview

Hanitzsch über Rettung der Lach- und Schießgesellschaft: "Dieter Hildebrandt wäre sehr traurig"

Der Verein "Die Laden-Hüter" will die insolvente Lach-und Schießgesellschaft in München retten. Dieter Hanitzsch will sich nicht der Gruppe um den Ex-OB Christian Ude anschließen. Er stellt die Motivation des Gesellschafters Bruno Jonas in Frage.
von  Thomas Becker
Der Eingang zur Lach- und Schießgesellschaft.
Der Eingang zur Lach- und Schießgesellschaft. © picture alliance/dpa

Am Sonntag stellt der Verein "Die Laden-Hüter" unter Vorsitz von Alt-OB Christian Ude im Rahmen einer Matinee die Pläne für eine mögliche Rettung der Lach- und Schieß vor. Vor rund einem Monat hat das Amtsgericht München das vorläufige Insolvenzverfahren für die traditionsreiche Bühne eröffnet.

Im AZ-Interview spricht Dieter Hanitzsch über den "Laden", in dem seit den frühen 60er Jahren seine Zeichnungen früherer Ensemblemitglieder hängen.

AZ: Herr Hanitzsch, sind Sie auch Teil des Vereins, der die "Lach- und Schieß" retten möchte, genannt die "Laden-Hüter"?
DIETER HANITZSCH: Nein.

Warum nicht? Sie sind seit 1961 Teil der Lach- und Schieß. Wollen Sie sie nicht retten?
Nicht, solange Bruno Jonas sich nicht komplett zurückzieht, wie er immer wieder angekündigt hat. Er ist seit der Jahrtausendwende Gesellschafter der Lach- und Schieß und kann jetzt nicht so tun, als ob er bei dem, was in den letzten Jahrzehnten passiert oder nicht passiert ist, völlig unbeteiligt gewesen sei, zumal er seit Ende der 90er auch Eigentümer des Lustspielhauses ist.

Dieter Hanitzsch wurde 1933 in Schönlinde, Sudetenland, geboren. Er studierte Brauwesen, arbeitete als Wirtschaftsjournalist und machte 1985 seinen Nebenberuf, das Zeichnen von Karikaturen, zum Hauptberuf.
Dieter Hanitzsch wurde 1933 in Schönlinde, Sudetenland, geboren. Er studierte Brauwesen, arbeitete als Wirtschaftsjournalist und machte 1985 seinen Nebenberuf, das Zeichnen von Karikaturen, zum Hauptberuf. © picture alliance / dpa

Wieso ist das wichtig für Sie?
Ich denke, die Lach- und Schieß braucht einen frischen Start. Einen kompletten, unbelasteten Neuanfang. Außerdem habe ich Zweifel an der Motivation der Gesellschafter Jonas und Nöth.

Was meinen Sie?
Man muss wissen, dass die beiden dabei waren, eine juristische Bauchlandung hinzulegen.

Dieter Hanitzsch über Bruno Jonas: "Er hat meine Freundschaft ausgenutzt"

Wieso das?
Nun, sie haben dem Gesellschafter Stefan Hanitzsch (Sohn von Dieter Hanitzsch, von September 2021 bis September 2022 Geschäftsführer der Lach- und Schieß, d. Red.) in einer völlig konfusen Weise die Gesellschafter-Anteile eingezogen. Der Rechtsstaat hat diesen Unsinn gestoppt in Form einer einstweiligen Verfügung.

Warum würde der mit Ihnen Jahrzehnte befreundete Bruno Jonas so etwas ohne Grund tun?
Er war mit mir befreundet, ja. Und er hat meine Freundschaft ausgenutzt. Der Grund für sein Ausrasten ist vermutlich, dass er beim Geld sehr empfindlich ist.

Hanitzsch über die Insolvenz der Lach- und Schießgesellschaft: "Geld wäre genug da gewesen"

Am Schluss war ja offenbar keins mehr da, sonst würde man nun nicht über Insolvenz reden müssen...
Nein, Geld wäre genug da gewesen, zumal auch die Stadt München mit der Sonderförderung und der Freistaat Bayern mit weiteren Corona-Hilfen bereitstanden.

Was wissen Sie über die finanziellen Hintergründe?
Ich kann so viel sagen: Es gab im Sommer 2022 einen Engpass wegen der unerwartet zu spät ausbezahlten Corona-Hilfen für das erste Halbjahr 2022.

Corona brachte auch Lach- und Schießgesellschaft ins Straucheln

Dies hat in Pandemie-Zeiten sehr viele Unternehmen in Bedrängnis gebracht, nicht nur im Kulturbetrieb.
Ja, das konnte man überall in der Zeitung lesen.

Und das reicht schon, um sich derart zu bekriegen, ohne Rücksicht auf Verluste?
Offenbar ja.

Wie haben Sie das erlebt?
Ich bin von meinem ehemaligen Freund bitter und zutiefst enttäuscht.

Was würden Sie ihm sagen?
Ich habe ihm nichts zu sagen, er ist alt genug und müsste es selbst wissen. Ich hätte mir von jemandem mit so viel Lebenserfahrung etwas mehr Besonnenheit gewünscht und weniger Ruchlosigkeit.

Hanitzsch über Engagement von Christian Ude: "Bezweifle, dass er über Hintergründe informiert wurde"

Haben Sie ihm das mal gesagt?
Ich glaube nicht, dass dies was bringen würde. Er kann diese Wallungen wahrscheinlich gar nicht kontrollieren...

Wie geht es jetzt weiter mit dem "Laden"?
Weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Dieter Hildebrandt das alles sehr traurig fände, auch die Tatsache, dass die Gesellschafter Jonas und Nöth seinen Erzfeind, den FDP-Rechtsaußen Helmut Marktwort, an seinen Laden binden wollen.

Christian Ude und Renate Hildebrandt scheint das nicht zu stören.
Denen haben sie gesagt, dass stimme nicht, dabei kann man es in der Zeitung lesen. Ich bin mir sicher, dass sowohl Christian Ude als auch Renate Hildebrandt nach bestem Wissen und Gewissen handeln.

Aber?
Aber ich bezweifle, dass sie über die Hintergründe ausreichend informiert wurden.

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