Halligalli von der Spree
Die Berliner Band Culcha Candela verwandelte die Tonhalle in ein Festzelt
Der ganze Club brennt und alle schreien im Chor. Wir wollen feiern, wir wollen Party, wir wollen Bässe im Ohr.“ Der Refrain von „Ey DJ“ taugt vorzüglich als Credo für die deutsche Dancehall-Combo Culcha Candela.
Seine wahre Berufung findet der Berliner Fetenexpress weniger als seriöse Musikformation denn als ansteckende Animierweltmeister. In dieser Funktion verwandeln die sieben Multikulti-Künstler die prall gefüllte Tonhalle für zwei Stunden in eine Clubanlage auf Ibiza.
Vom ständig angefeuerten Teeniepublikum, über streng kalkulierte Tanz-Choreografien bis hin zu einer Instrumentierung, die bis auf eine Bongo-Trommeleinlage gänzlich vom Band kommt: Für Culcha Candela gehört die Massen-Animation nicht zu einer kurzen Tourepisode, sondern zum Glaubensgrundsatz.
Demzufolge gibt der schwül-primitive Anbandelungseinstieg „Chica“ gleich die inhaltlich tiefergelegte Marschrichtung vor. „Ey du geile Sau – Ich hab, was du brauchst!“ Nach diesem Strickmuster reißt die hyperaktive, posensichere Gruppe mit Hits wie „Hamma“ zu nichtssagenden Videoprojektionen ein Partybrett nach dem anderen herunter.
Ironischer Hedonismus
Musikalisch zitieren die uniformiert gekleideten Spaßvögel hemmungslos den „Get Crunk“-König Pitbull, die deutschen Dancehallstars Seeed oder in ruhigeren Passagen auch mal den Buena Vista Social Club. Originalität sucht man hier leider vergebens.
Mit seiner neuen Single „Schöne neue Welt“ beweist das gut aufeinander abgestimmte, in Deutsch, Englisch Spanisch und Patois singende Rap-Reggae-Kollektiv, dass es seinen Hedonismus endlich auch mal ironisch brechen kann.
Florian Koch
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