Gropius Bau entführt in "Garten der irdischen Freuden"

Was sagt ein Garten über den Zustand der Welt? Entsprechen künstlerische Antworten noch den berühmten Szenarien von Hieronymus Bosch? Eine Ausstellung im Berliner Gropius-Bau schaut nach: Was bleibt uns noch vom Paradies?
dpa |
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Blick auf eine Installation der Künstlerin Lungiswa Gqunta.
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick auf eine Installation der Künstlerin Lungiswa Gqunta.
Blick auf einen Garten-Teppich aus dem späten 18. Jahrhundert in der Ausstellung "Garten der irdischen Freuden".
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick auf einen Garten-Teppich aus dem späten 18. Jahrhundert in der Ausstellung "Garten der irdischen Freuden".
Der Künstler Zheng Bo sitzt in seiner Installation in der Ausstellung "Garten der irdischen Freuden".
Jörg Carstensen/dpa 7 Der Künstler Zheng Bo sitzt in seiner Installation in der Ausstellung "Garten der irdischen Freuden".
Blick auf die Installation des Künstlers Rashid Johnson.
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick auf die Installation des Künstlers Rashid Johnson.
Blick in eine Installation der Künstlerin Heather Phillipson.
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick in eine Installation der Künstlerin Heather Phillipson.
Blick auf die Installation des Künstlers Libby Harward.
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick auf die Installation des Künstlers Libby Harward.
Blick in eine Installation der Künstlerin Yayoi Kusama.
Jörg Carstensen/dpa 7 Blick in eine Installation der Künstlerin Yayoi Kusama.

Berlin - Der Garten Eden hat einen Zaun. Im Alt-Iranischen steht pairi-daeza für Einzäunung oder Umwallung. Das Wort ist Ursprung für unseren Begriff Paradies.

Solche Grenzen - und ihre Überwindung - von Paradies und Garten, zwischen Mensch und Natur, der Welt und ihren Bewohnern sind Themen im "Garten der irdischen Freuden". Die Ausstellung im Berliner Gropius-Bau entführt bis zum 1. Dezember mit den Arbeiten von 22 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern in eine teils traumschöne, mitunter brutale Welt komplexer Zusammenhänge.

Ausgangspunkt ist ein sehr altes Werk. Im 16. Jahrhundert entstand eine Kopie des Mittelteils von Hieronymus Boschs berühmtem Triptychon "Garten der Lüste". Diese bizarre Welt irgendwo zwischen Paradies und Hölle beschäftigt Stephanie Rosenthal seit Jahrzehnten. Es sei "eigentlich eine sehr kindliche Begeisterung" gewesen, keine professionelle, sagt die Direktorin des Gropius-Baus. Fasziniert habe sie, "dass man mit so einem Bild, mit dem Paradies, mit dem Garten eben auch über den Zustand unserer Welt sprechen kann".

Diesen Ansatz greifen viele der Arbeiten auf, die teils für die von Rosenthal und Clara Meister kuratierte Ausstellung entstanden sind. Die Südafrikanerin Lungiswa Gqunta hat aus den scharfen Kanten zerbrochener Cola-Flaschen eine brutal-faszinierende Rasenfläche konstruiert. "Dinge wie Gärten und Rasen stehen für unerreichbaren Luxus", sagt die Künstlerin mit Blick auf das bis heute nachwirkende Apartheid-System in ihrem Land. Gärten waren für Schwarze oft nur zugänglich, um dort zu arbeiten.

Die Britin Tacita Dean hat einen eindringlichen Film über den als Jude vor den Nazis geflohenen Lyriker Michael Hamburger (1924-2007) gedreht. In seinem von einem Garten umschlossenen Arbeitszimmer berichtet der aus seiner Heimat Geflohene nicht über sein Schicksal, sondern über die Apfelsorten und deren Ursprung.

Samen und Abstammung spielen auch in anderen Arbeiten eine Rolle: Die Australierin Libby Harward verwendet für ihre Installation Pflanzen, die erst mit europäischen Entdeckungsreisen auf ihren Kontinent gelangten. Im Außenbereich hat die aus Brasilien stammende Maria Thereza Alves eine Arbeit aus Samen, Schutt und Beton installiert. Auch dort wird die Pflanzenwelt im Ausstellungsverlauf weiter wachsen und die Arbeit so ständig verändern.

Der Chinese Zheng Bo setzt sich in seinen Videos in direkte Verbindung mit dieser Pflanzenwelt. Er beschreibt, was auch zu sehen und zu hören ist: "In einem Garten können wir anderen Arten begegnen, sie streichen, riechen, schmecken, von ihnen lernen, mit ihnen tanzen und sogar erotische Beziehungen zu ihnen aufbauen."

Die Japanerin Yayoi Kusama hat mit ihren farbigen Punkten einen Raum mit drei riesigen Kunstblumen gestaltet. Von John Cage ist eine Komposition aus den 80er Jahren zu hören, deren Noten auf die Ränder von Steinen eines Gartens zurückgehen.

Die Schweizerin Pipilotti Rist hat "Homo Sapiens Sapiens" beigesteuert. In der an die Decke gebeamten Videoarbeit - 2005 Teil der Biennale in Venedig - erkunden zwei Frauen eine Landschaft, interagieren mit den Früchten, die sie finden. Direktorin Rosenthal beschreibt die Wirkung des Raumes: "Man spürt die Haut der Früchte und die Haut der Menschen so direkt, dass es eine Freude ist, sich dort niederzulassen."

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