Grillenfangen und Badespiele
Die Bairishe Geisha zeigt Judith Hubers neue Performance im Schwere Reiter
Es muss der Ehrlichkeit halber gesagt werden: Die Rezensentin hat diese Aufführung nur zur Hälfte gesehen, weil sie sich in der Anfangszeit geirrt hat. Doch was sie sah, überzeugte mit dem Charme einer schwebeleichten Seifenblase, schillernd zwischen handfest-realer Erinnerung und skurril-surrealer Verfremdung. Was sie verpasste, ließ sie sich von Vertrauenspersonen erzählen, denen Dank gebührt.
Seit elf Jahren geistern Judith Huber, Marianne Kirch und Eva Löbau als Die Bairishe Geisha durch die Theaterszene. Weil Kirch inzwischen nach Brüssel gezogen ist, machen die Damen jetzt Soloprojekte. Und Judith Huber, Kopf der Geisha, läuft mit ihrer absurd-poetischen Performance „Das Zimmer der verlorenen Bedeutung“ im Schwere Reiter wieder zu Hochform auf.
Das Solo ist ein Quartett. Stefan Kastner als Vater, Josef Schmid in verschiedensten Rollen und die elfjährige Amelie Bromm als Großmutter spielen mit Huber, was diese aus Kindheit, Familie, Träumen und heimlichen Wünschen herausgekramt hat.
Po mit Sahne
Anfangs hängen Tische unter der Decke, eine Tasche und ein Koffer baumeln samt Inhalt (Krapfen!) an Schnüren, am Ende entschwebt der Kühlschrank nach oben. Die Objekte-Künstler Raimund Ritz und Johannes Brunner geben der präzisen Bühnentechnik magischen Touch. Judith Huber erzählt verrückte, komische Geschichten, parliert mit einem sprechenden Fisch, singt zum Hackbrett, erinnert sich ans Grillenfangen mit dem Bruder, schaukelt und lässt der Fantasie freien Lauf. Genüsslich planscht sie als schaumgeborene Venus im Badezuber, wo auch die Herren Platz haben, tauscht erotische Anzüglichkeiten mit dem Mann mit der großen Spritze, lässt sich den Po mit Sahne einsprühen und bewirbt sich um den Pokal für Alltagskünste.
Gabriella Lorenz
Schwere Reiter, Dachauer Straße 114, 11. – 14. März, 19.30 Uhr, Tel.32210000