Grausam gejagter Jäger

Die Dokumentation »Sharkwater« zeigt den Hai, als hätte es Steven Spielbergs Film nie gegeben: ohne Vorurteile.
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Die Dokumentation »Sharkwater« zeigt den Hai, als hätte es Steven Spielbergs Film nie gegeben: ohne Vorurteile.

Ein Querschnittsbild des Meeres als Großwandplakat: Oben sieht man eine ahnunglose Kraulerin. Von schräg unten schiebt sich ein riesiger Hai mit weit geöffentem Maul heran: So warb 1975 Steven Spielberg für seinen „Weißen Hai“ – der Inbegriff eines blutigen Alptraums – Mensch und das Monster in seinem Element.

„Aggressive Haie existieren überhaupt nicht. Man kann nur von gefährlichen Situationen sprechen.“ So behauptet es Erich Ritter, der Schweizer Biologe und Verhaltensforscher, der weltweit einzige Fachmann für Interaktion zwischen Mensch und Hai.

Mit der zunehmenden ökologischen Bewegung haben die Pixar-Trickfilmstudios gerade etwas gegengesteuert: In „Findet Nemo“ ist aus dem Urangst-Tier Hai, Bruce eine Haifisch-Selbsthilfegruppe geworden, die durch Vegetariertum dem Negativimage des Haies entgegenwirken wollen.

Die Wahrheit will am kommenden Montag im Forum am Deutschen Museum Regisseur und Hai-Kenner Rob Stewart zeigen: Seine Natur-Dokumentation „Sharkwater“ wird in einer öffentlichen Preview gezeigt. Das Ziel ist die Zuschauer nah an die Haie heranzuführen und die wahre Natur dieser außerordentlichen Geschöpfe der Meere zu bezeugen. „Haie werden von Fernsehen und Filmen als dumme Monstren gezeigt“, meint Ritter, der sowohl im Film vorkommt und selbst am Montag anwesend sein wird.

Für ihn sind Haie „zualler erst einmal unglaublich klug. Das Gehirn eines Haies ist dem eines Säugetiers ähnlich. Haie haben ein Lang- und Kurzzeitgedächtnis und lernen durch Beobachtung. Schüchtern und zögernd nähern sie sich normalerweise Menschen, weil sie uns nicht kennen.“

2002 aber wurde Ritter selbst Opfer eines Haiunfalls und erzählt: „Es sind die Menschen, die die Bedingungen schaffen, attackiert zu werden. In meiner Forschungsarbeit wollte ich verstehen, warum und wann ein Hai tödlich beißt. Deshalb habe ich Situationen geschaffen, in der ein Hai sich gestresst fühlt. Ein Experiment geht nicht immer aus, wie man möchte“, sagt er und lacht. Jährlich wird die Zahl der Unfälle mit Haien auf 80 bis 90 geschätzt. „Das ist nichts, wenn man berücksichtigt, dass keine andere Tierart, die mehr als 50 Kilo wiegt, so zahlreich vorkommt wie Haie“.

Was rät Ritter also Schwimmern? „Ich habe eine einzige Empfehlung: Wenn ein Hai erscheint, lassen Sie ihn auf Sie zukommen. Aber schwimmen Sie nie auf dieses Tier zu. Wenn man sich ständig bewegt, wird der Hai angezogen, Denn wegen seiner schwachen Augen sucht er immer nach etwas, was er erkennen kann.“ Immernoch gibt es zu viele blutige Mythen, Legenden und Vorurteile gegen Haie. „Sharkwater“ will damit aufräumen.

Elena Zacco

100 AZ-Leser zur Preview

Im April startet „Sharkwater“ deutschlandweit. Aber bereits am kommenden Montag, den 10. März, gibt es im Forum Kino am Deutschen Museum eine öffentliche Publikumspremiere in Anwesenheit von Regisseur Rob Stewart. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr. Auch der Hai-Experte Gerhard Ritter wird Fragen aus dem Publikum beantworten. 100 AZ-Leser können dabeisein. 50 x 2 Karten liegen ab morgen, Freitag, 9.30 Uhr in unserer Schalterhalle, Sendlinger Straße 10, zur freien Abholung aus. Karten gibt es auch an der Tages- und Abendkasse oder: Forum Kino, Tel. 21125200.

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