Goldjunge auf Goldwaage

Geboren wurde er 1961 in Kentucky als Sohn eines TV-Moderators. Heute ist er Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Der politisch engagierte Hollywood-Star George Clooney im AZ-Interview zu »Michael Clayton«.
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Geboren wurde er 1961 in Kentucky als Sohn eines TV-Moderators. Heute ist er Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Produzent. Der politisch engagierte Hollywood-Star George Clooney im AZ-Interview zu »Michael Clayton«.

In Tony Gilroys rasantem Regiedebüt „Michael Clayton“ (ab Donnerstag im Kino) spielt George Clooney den desillusionierten Anwalt einer renommierten New Yorker Kanzler, der die Manipulation eines Großkonzerns aufdeckt. Kein strahlender Titelheld, sondern aus- und abgebrannt, liefert er eine brillante One-Man-Show. Der Hollywood- Star produziert Filme, die ihm am Herzen liegen, arbeitet dann auch mal kostenlos. Er ist bekannt für seine offene Kritik an George Bush’s Außenpolitik, prangert die Menschenrechtsverletzungen in Darfur an.

AZ: Mr. Clooney, was bringt Sie dazu, im Gegensatz zu vielen Ihrer Kollegen, offen politisch Stellung zu beziehen?

GEORGE CLOONEY: Ich bin ein politischer Mensch und finde es normal, aufMissstände hinzuweisen, obwohl man in den USA schnell als Nestbeschmutzer gilt, wenn man nur den Mund aufmacht. Wir haben doch das Recht mal zu fragen, warum im Irak junge Männer und Frauen als Soldaten verheizt werden.

Machen Ihr Name und Ihre Reputation politische Projekte erst möglich?

Vielleicht habe ich da einen kleinen Bonus. Aber das Drehbuch von Tony Gilroy war fantastisch und das Budget mit 20 Millionen Dollar für Hollywood überschaubar. Bei der Vorstellung, dann noch mal 50 Millionen für die Werbung auszugeben, ziehen sich die Leute schnell zurück. Wenn ich etwas erreichen will, muss ich auch mal kostenlos arbeiten. Andere Kommerzfilme bringen das Geld wieder rein. Ich genieße es, als Schauspieler und Produzent Projekte nach vorne zu bringen, ihre Realisierung zu ermöglichen, und ich möchte etwas bewegen. Bei „The Good German“ oder „Solaris“ ging es nicht um Geld, sondern um Filme, die ich unbedingt machen wollte. Ich wurde auch schon mal auf dem Titel einer Zeitschrift als Verräter gebrandmarkt. Später möchte ich auf Filme zurückblicken, hinter denen ich inhaltlich stehe, für die ich gekämpft habe. „Michael Clayton“ ist für mich zu allererst ein Genrefilm, ein Wirtschaftskrimi über die Macht der Konzerne.

Woher kommt Ihre Lust an der Einmischung?

Ich komme aus einem politischen Elternhaus, mein Vater hat mir beigebracht, dass man sich nicht nur um die eigenen Bedürfnisse kümmern, sondern sich auch für andere einsetzen soll, die weniger Möglichkeiten haben.

Michael Clayton glaubt nicht mehr an das Gute. Glauben Sie noch an Ihr Land?

Das Leben wird nicht einfacher in den USA, aber ich glaube an unsere Verfassung, und nicht alles ist schlecht in unserem Land. Die Diskussion um den Irakkrieg wird inzwischen offen geführt, die Menschen haben es satt, hinters Licht geführt zu werden. Ich hoffe, dass sich die Situation bald bessert, es ist Zeit, das Ruder herumzureißen.

Unterstützen Sie deshalb Barack Obama?

Mir ist jeder Demokrat recht. Barack hat Charisma, Mut und Intelligenz. Und er war schon 2003, als die Patriotismuswelle noch rollte, als Abgeordneter gegen den Krieg. Das rechne ich ihm hoch an. Aber ich mag auch Hillary Clinton. Die Demokraten verfügen über zwei gute Kandidaten.

Sie fahren ein elektrisches Auto, einen Tango. Aus Umweltschutzgründen?

Nicht nur. Es begeistert mich, wie der Wagen in Sekundenschnelle von 0 auf 100 beschleunigt, ich fände es gut, wenn mehr Leute auf Umwelt schonende Autos umsteigen würden. Aber ich gestehe, auch im Privat-Jet durch die Welt zu reisen.

Müssen Sie als Hollywood- Star besonders vorsichtig mit Ihren Äußerungen sein?

Alles, was ich sage, wird auf die Goldwaage gelegt. Ich bin froh, dass bei uns zuHause berühmte Menschen ein- und ausgingen. So lernte ich schon als Kind, dass zwischen medialem Promi-Popanz und dem wirklichen Menschen dahinter ein Riesenunterschied ist.

Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut alsWerbeträger für „Nespresso“? Auch ich muss mal richtig Geld verdienen. Das erlaubt mein Engagement für unbequeme Filme oder meinen Einsatz in Darfur. Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen.

Wem oder was verdanken Sie Ihre Karriere? Der nötigen Portion Glück. Es lief nicht immer alles so easy, da gab es auch Tiefpunkte zu überwinden. Darüber bin ich nicht traurig, im Gegenteil – daran bin ich gewachsen.

Margret Köhler

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