God Save the Queen – Edita macht alle platt

„Roberto Devereux“: Die Gruberova singt das Festspielpublikum aus dem Häuschen
von  Abendzeitung

„Roberto Devereux“: Die Gruberova singt das Festspielpublikum aus dem Häuschen

Edita, God Save the Queen“ zieht sich in bunten Lettern über ein Banner. Lautstark wedeln Gruberova-Fans damit vom zweiten Rang. Nach gut zehn Minuten steht das Publikum immer noch stürmisch applaudierend in den Reihen. Davon kann die „Tosca“-Equipe nur träumen. Trotz Herzensbrecher Jonas Kaufmann, trotz „E lucevan le stelle“ und all den anderen Superhits der Oper.

„Roberto Devereux“ ist nicht nur die „Rocky Horror Picture Show“ der Belcanto-Freaks. Selbst die gar nicht so Italophilen unter Münchens Operngängern sind aus dem Häuschen, wenn Gaetano Donizettis Liebes- und Polit-Drama über die Bühne geht.

Natürlich liegt das vor allem an der Gruberova, die mit jeder Faser die unglückliche, rachsüchtige, seelenwunde Elisabetta ausfüllt. Die sich mit ihren 63 immer noch durch die Koloraturen katapultiert, hinauf in Herztropfen fordernde Höhen. Da mögen ein paar Intonationen am Ohr reiben, die Tiefen dünn werden – Gruberova münzt jedes Manko um in das charaktervolle Greinen, Stöhnen, Zetern einer gebrochenen Königin.

Mit viel Lust

Und mit dieser imposanten Intensität zieht sie alle anderen mit: Die in warmen, dunklen Farben verzweifelnde Sonia Ganassi als sanfte Rivalin Sara und den etwas kernigen José Bros, der eher an TV-Commissario Brunetti denn an einen dandyhaften Feldherrn und Lover erinnert. Selbst Paolo Gavanelli scheint nach hörbaren Verschleißerscheinungen der letzten Jahre als Nottingham ein Power-Pillchen geschluckt zu haben. Und Friedrich Haider legt am Pult des fabelhaft disponierten Staatsorchesters schon in der Ouvertüre die Lunten.

Man spürt die Lust, diese sechs Jahre alte Christoph-Loy-Inszenierung mit Premierenpräzision umzusetzen. Stewardessenkostüme und rausgewachsene Doris-Day-Frisuren sind zwar abgenutzt. Aber die kühlen Bilder, die sich subtil zuspitzenden Szenen wirken gerade in der Konfrontation. Und wenn sich Queen Grubi am Ende die Perücke vom Kopf reißt, sind sowieso alle platt.

Christa Sigg

Noch am 4. Juli, Tel.2185-1920

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