"Go West": Drei Freunde auf der Flucht

Die Jungstars Franz Dinda, Frederick Lau und Sergej Moya fliehen im ProSieben-Zweiteiler„Go West - Freiheit um jeden Preis“ abenteuerlich aus der DDR. Der Film will Roadmovie, keine Geschichtsstunde sein
von  Abendzeitung

Die Jungstars Franz Dinda, Frederick Lau und Sergej Moya fliehen im ProSieben-Zweiteiler„Go West - Freiheit um jeden Preis“ abenteuerlich aus der DDR. Der Film will Roadmovie, keine Geschichtsstunde sein

Wir sind Deutsche aus Brandenburg“, brüllt Franz Dinda, „geflohen über die Tschechoslowakei und Ungarn!“ Er rüttelt am Tor der BRD-Botschaft in Belgrad, für die eine Berliner Villa am Wannsee an diesem Drehtag herhalten muss. Franz Dinda spielt Thomas, einen von drei ungleichen Freunden, die im Frühjahr 1984 gemeinsam aus der DDR fliehen.

Frederick Lau und Sergej Moya komplettieren das Jungstar-Trio, mit dem Teamworx und ProSieben 2010 eine saftige Quote holen wollen. Im 5,2 Millionen Euro teueren Zweiteiler „Go West – Freiheit um jeden Preis“ irren die drei tagelang zu Fuß durch Wälder über die grüne Grenze. Ständig in Gefahr, dass ihre Verfolger, Franks (Moya) Vater (Herbert Knaup) und Stasi-Leutnant Frey (Matthias Koeberlin) sie schnappen.

„Go West“ ist eine Abenteuergeschichte fürs junge Publikum. Es stehen nicht die historischen sondern die dramatischen Aspekte im Vordergrund: eine spektakuläre Flucht, in der ein Vater gezwungener Maßen seinen Sohn und dessen Freunde jagt.

Die Schauspieler sind gemeinsam 80 km zum ersten Dreh gewandert

„So einen jungen Fluchtstoff gab’s noch nicht und wir sehen darin eine große Chance“, meint die zuständige ProSieben-Redakteurin Birgit Brandes. Substanz und Abenteuer zusammenzubringen, sei das Ziel. „Wir nehmen die deutsche Geschichte absolut ernst, aber wir vermeiden den didaktischen Zeigefinger.“

Auch wenn die Darsteller sehr jung sind, haben doch fast alle ihren eigenen Bezug zur DDR. Der 26-jährige Dinda („Sklaven und Herren“, „Die Wolke“) war sechs Jahre alt, als er wenige Monate vor dem Mauerfall mit seiner Mutter in die BRD ausreiste. „Das ist gar nicht vergleichbar mit der Flucht im Film. Meine einzige Sorge war, dass man in Westdeutschland Englisch sprechen würde. Doch als man mir versicherte, dass dem nicht so sei, konnte ich mich auf die Reise freuen“, erzählt er. Dennoch empfand Dinda den Dreh als eine Art Aufarbeitung. „Letztendlich gibt es ein Loch in meiner Geschichte. So gibt es beispielsweise kaum Kinderfotos von mir.“

Auch Sergej Moya („Die Wolke“) hat sich schon früh mit dem Thema auseinandergesetzt. „Meine Mutter ist in der DDR geboren“, erzählt der 20-Jährige. „Bei uns zu Hause gab es deshalb immer Geschichten aus dieser Zeit.“ Einzig der gleichaltrige Lau („Die Welle“) hat keine persönliche Beziehung zur DDR, sich aber sehr intensiv mit dem Thema Flucht befasst.

Auf eine besondere Art haben sich alle drei auf ihre Rollen als Flüchtlinge vorbereitet. Gemeinsam sind Dinda, Lau und Moya von Berlin aus zum ersten Drehort Erfurth gewandert. „Wir hatten uns dazu entschlossen, um dem Stoff noch mehr Leben geben zu können“, so Dinda. „Wir wollten wissen, was es heißt, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Es war der Versuch, ohne Geld und Extrawürste auszukommen, das ist uns gelungen. Wir haben 80 Kilometer an zwei Tagen geschafft“ – mit vielen Blasen an den Füßen.

Im Film müssen sie tausend Kilometer schaffen, gnadenlos von Leutnant Frey gejagt. „Ich symbolisiere das Menschenverachtende des DDR-Regimes“, sagt Matthias Koeberlin („Dutschke“). „Frey kann es nicht hinnehmen, dass drei Bengel sich davonmachen, ist hier rigide und kompromisslos.“ Koeberlin ist das Schwein in der Geschichte – „das Stasi-Schwein“, betont er. Und fügt hinzu: „Ist aber auch schön, wenn man mal Schwein sein darf."

Angelika Kahl

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