„Glück ist ein Geschenk“

Er machte als erster Deutscher nach dem Krieg internationale Filmkarriere und wurde in Hollywood ein Weltstar. Am Samstag wird Hardy Krüger 80.
von  Abendzeitung

Er machte als erster Deutscher nach dem Krieg internationale Filmkarriere und wurde in Hollywood ein Weltstar. Am Samstag wird Hardy Krüger 80.

Der NDR, für den er jahrelang als „Weltenbummler“ unterwegs war, wollte ihn mit einer Gala feiern. „Die meinten, wer so eine öffentliche Nase ist wie ich, sei im keuschen Alter von 80 dazu verpflichtet“, sagt Hardy Krüger. „Aber eine Gala, das passt für mich überhaupt nicht.“ Man fand einen Kompromiss. Am 14. April ist Hardy Krüger zu Gast bei „Beckmann“ (ARD, 22.45 Uhr) mit Frau Anita, Sohn Hardy jr. und seinem französischen Freund Claude Martin.

AZ: Herr Krüger, wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

HARDY KRÜGER: Mit Anita in meiner Hamburger Wohnung. Wir stoßen mit Schampus auf meine Mutter Gustchen an – denn ich habe ja zu meiner Geburt nichts beigetragen – und dann kocht Anita fabelhaft.

Sie leben schon lange in Kalifornien. Sehen Sie Deutschland noch als Ihre Heimat?

Berlin ist Heimat. Zu Hause ist da, wo Anita und ich uns ein Zuhause machen. Ich bin ja nur filmisch von Deutschland weg gewesen, habe immer noch eine Wohnung in Hamburg und komme jedes Jahr zu einer Lesereise nach Deutschland. Die Verbindung zu meinen Freunden wie Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist nie abgerissen.

Sie haben als 15-Jähriger Ihren ersten Film gedreht und nach dem Krieg mit Theater angefangen. Wie kam’s 1952 zu dem Sprung nach Hollywood?

1951 habe ich als Gast an den Münchner Kammerspielen mit Ernst Fritz Fürbringer „Wolken sind überall“ gespielt. Da hat mich Otto Preminger gesehen und nach Hollywood geholt für „Die Jungfrau auf dem Dach“.

Warum sind Sie in den 50ern nach Paris ausgewandert?

Die Filmangebote in Deutschland wurden immer seichter, während es in Frankreich wunderbare Filme gab. Aber dort hat es zunächst nicht geklappt – ich war blond und blauäugig, das passte nicht. Also ging ich nach London, und mein erster Film dort „Einer kommt durch“ wurde weltweit ein Knaller.

Anfangs haben Sie oft Militärrollen gespielt.

Hier denken die Leute immer, ich hätte eine Uniform für alle Truppenteile der Nazis im Kleiderschrank hängen. Aber manche Filme, die ich in Frankreich gemacht habe, sind in Deutschland gar nicht gelaufen, sonst hätte man ein anderes Bild von mir. Ich habe 1967 einen Mönch in Uniform gespielt, den es tatsächlich gab: Alfred Stanke. Er war ein deutscher Franziskaner und landete im Zweiten Weltkrieg als Sanitäter in einem Gestapo-Gefängnis in Bourges in Frankreich. Dort hat er gefolterte Widerstandskämpfer ins Leben zurückgeholt und einigen zur Flucht verholfen. ich kannte ihn, er war ein wunderbarer, dicker, lustiger Kerl. Ein Überlebender hat „Der Franziskaner von Bourges“geschrieben, das Hohelied des Frère Alfred. Den habe ich ohne Gage gespielt, weil der Regisseur die Finanzierung nicht aufbringen konnte. Die Franzosen glaubten nicht, dass man einen Deutschen zeigen könne, der Gutes tut. In Frankreich wurde der Film ein Sensationserfolg. Ich habe ihn auf eigene Kosten synchronisiert und deutschen Verleihern vorgeführt. Die sind bei der Folterszene am Anfang rausgegangen. Der Film ist nie in Deutschland gelaufen.

Sie waren mit 16 im Krieg – wie haben Sie das verarbeitet?

Meine Befreiung hatte schon früher stattgefunden. Ich bin ja von meinen Eltern zum Nazi-Knaben erzogen worden. Mit 15 hat mir Hans Söhnker bei der Ufa als erster gesagt, dass Hitler kein Halbgott ist, sondern ein Verbrecher. Söhnker hatte jüdische Mitbürger in seinem Haus versteckt und mit Albert Florath Verfolgte in die Schweiz geschmuggelt. Ich war manchmal der Kurier.

Sie sind auch als Autor von bereits 15 Büchern erfolgreich.

Ich hatte zwei Träume: Ich wollte immer schreiben und immer fliegen. Als ich mit 17 in Hamburg Statist war, kam der Buchhändler Felix Jud oft auf die Proben. Er hat mir Bücher gegeben, die er im Garten vor den Nazis vergraben hatte, bei ihm habe ich Lesen gelernt. Als ich ihm meine Sachen zeigte, hat er gesagt, du bist begabt, aber noch nicht gut genug. Als ich 39 war, hat er mein erstes Manuskript dem Verleger Heinrich Ledig-Rowohlt gezeigt und gewettet: Du druckst das!

Wie fühlen Sie sich mit 80?

Mir geht’s gut und meiner Frau auch. Wir sind dankbar für das Glück, gesund zu sein. Glück darf man nicht einfach so hinnehmen, das ist ein Geschenk, das man sehr sorgsam behandeln muss.

Gabriella Lorenz

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