Glaubwürdig an Hype und Krise vorbei
Die Tanja Pol Galerie trotzt dem Markt – und zeigt die junge Künstlerin Alex Müller
Ich habe während der ersten großen KunstmarktKrise 1991 angefangen, in einer Galerie zu jobben. Jetzt habe ich in der nächsten großen Krise meine Galerie eröffnet.“ Und dabei wirkt Tanja Pol (38) absolut wie jemand, der weiß, was er tut. Sie ist sich der schwierigen Situation bewusst, aber dennoch zuversichtlich, dass sie sich behaupten kann. Mit einem eher jungen, internationalen Programm, das überraschende Entdeckungen bietet. „Kunst ist für mich eine Nische in der realen Welt, und diese Hype-Kunst ist nicht so mein Ding. Es geht doch vor allem um Glaubwürdigkeit. Ich habe eine Affinität zur Malerei, das ist der Schwerpunkt, aber das schließt anderes nicht aus. “
15 Jahre hat Tanja Pol mit Philomene Magers zusammengearbeitet, zuletzt deren Projektraum in der Ludwigstraße 7 geleitet. Im Herbst ist die Galerie Sprüth/Magers nach Berlin gezogen. Die internationalen Stars der Szene „wollen heutzutage eine Galerie in Berlin. Wenn man sie halten will, muss mand das eben bieten können“, beschreibt Tanja Pol nüchtern. Sie setzt die Arbeit hier fort – wozu schon einiger Mut gehört.
Die Katharis der Krise
Aber der Galerie-Standort München sei besser als sein Ruf. „Hier lief es für Sprüth/Magers immer besser als an deren Kölner Standort. Und schon aus den beiden ersten eigenen Ausstellungen kann ich sagen, wir verkaufen hier durchaus“, erklärt sie. Und schließlich habe die Krise „auch kathartischen Effekt“. Pol: „Die Entwicklung des Kunstmarkts in den letzten Jahren war einfach krank, die Frage der Qualität spielte eine untergeordnete Rolle. Die Frage nach der Rendite war vielen Käufern wichtiger als die Freude an der Kunst.“
Die aktuelle Ausstellung „gestern kann alles sein“ von Alex Müller (37) beeindruckt durch ihre feinnervige Darstellung und Vielschichtigkeit. Die Porträts an den Wänden leben durch ausdrucksstarke Blicke; wie schon halb hinter dem Schleier der Erinnerung verblasst, zeigen sie scheinbar alle eine Person – die von Alter und Geschlecht ungreifbar bleibt. Mit fast dadaistisch verfremdeten Alltags-Objekten verdichten sie sich zum persönlich wirkenden Gedächtnis-Raum einer fiktiven Vergangenheit.
Roberta De Righi
Bis 28. Februar, Di - Fr 11 bis 14 und 15 bis 18, Sa 11 bis 14 Uhr
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