Glamour? Ja Gefühle? Nein - Der Fernsehpreis 2010

Beim Deutschen Fernsehpreis ist heuer alles anders – es gibt Proteste und eine Fußballmannschaft, die den Ehrenpreis erhält
von  Abendzeitung

Beim Deutschen Fernsehpreis ist heuer alles anders – es gibt Proteste und eine Fußballmannschaft, die den Ehrenpreis erhält

TV total: Der Deutsche Fernsehpreis ist so etwas wie der Bildschirm-Oscar. Zumindest war er das mal. Bis zu diesem Samstagabend in Köln.

Denn da war plötzlich alles anders. Quoten-Größen wie Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Christine Neubauer oder Veronica Ferres tauchten erst gar nicht auf, dafür glitzerten Soap-Sternchen und Topmodels um die Wette.

Die Preisträger-Kategorien wurden von den vier großen Sendern ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 auf 18 geschrumpft. Beste Kamera, bestes Drehbuch und bester Nebendarsteller – einfach gestrichen. Das hatte schon im Vorfeld für mächtig Ärger in der Branche gesorgt.

Und auch an diesem Abend gab es Proteste – lautstark oder kleidungstechnisch. Schauspielerin Jessica Schwarz und ihr Kollege Thomas Kretschmann rebellierten etwa T-Shirt-mäßig mit dem Aufdruck „Rest-Nominierter“.

Das Rest-Fest war dann teilweise dank ProSieben-Zugpferd Stefan Raab, der für seine besondere Leistung in der Unterhaltung (siehe Info-Kasten) von seiner Entdeckung Lena Meyer-Landrut mit einer Verbeugung geehrt wurde, lustig. Teilweise aber auch sehr skurril.

Den Fernseh-Ehrenpreis heimste die Fußball-Nationalmannschaft ein. Von Jogis Jungs war jedoch niemand da – nur Oliver Bierhoff hatte sich nach dem 3:0-Sieg gegen die Türkei am Vortag von Berlin nach Köln aufgemacht und bedankte sich erwartungsgemäß brav und ein bisschen bieder.

Viele Schauspieler und Macher lästerten hinter den Kulissen, was eine Fußballmannschaft, bitte, nach Preisträgern wie Rudi Carrell oder Götz George soll. Eine Antwort bekamen sie nicht – nur die Gewissheit des Abends: Glamour gab’s, Gefühle kaum.

Immerhin feierte Constantin-Boss Oliver Berben nach der Wiesn seine strahlende Premiere auf dem roten Teppich mit seiner neuen Freundin Iris, und Comedian Mirja Boes zeigte stolz ihren Baby-Bauch. Hingucker war auch der neue Couture-Trend Silber. Glänzendes Grau ist also das neue Schwarz – und es passt ja auch, wenn die sonst so goldenen Fernsehpreis-Zeiten gerade mal vorbei sind.

Kimberly Hoppe

Die Preisträger im Überblick

Bester Fernsehfilm: "Tatort: Weil sie böse sind" (ARD/hr)
Bester Mehrteiler: "Im Angesichts des Verbrechens" (ARD)
Beste Serie: "Danni Lowinski" (Sat.1)
Bester Schauspieler: Christoph Bach für "Dutschke" (ZDF)
Bester Schauspielerin: Ulrike Kriener für "Klimawechsel" (ZDF)
Beste Dokumentation: "Aghet-Ein Völkermord" (ARD/NRD)
Beste Reportage: "Somalia – Land ohne Gesetz (ZDF)
Beste Information: "logo! Die Welt und ich" (Ki.ka/ZDF)
Beste Sportsendung: "Die Fußball-WM 2010" (RTL)
Beste Unterhaltung: "Unser Star für Oslo" (ARD/NDR/ProSieben)
Beste Comedy: "heute-show" (ZDF)
Bestes Dokutainment: "Rach der Restauranttester" und "Rachs Restaurantschule" (RTL)
Besondere Leistung Fiktion: Schauspieler-Ensemble "Im Angesichts des Verbrechens" (ARD)
Besondere Leistung Information: Volker Heise und Thomas Kufus für "24h Berlin – Ein Tag im Leben" (rbb/arte)
Besondere Leistung Unterhaltung: Stefan Raab als Entertainer des Jahres
Förderpreis: Michelle Barthel und Carolyn Genzkow als Darstellerinnen in "Keine Angst" (ARD/WDR)
Publikumspreis: "Sturm der Liebe" (ARD)
Ehrenpreis der Stifter: Fußball-Nationalmannschaft der Herren mit ihrem Trainer- und Betreuerstab

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