Gipfeltour mit dem Auge

Die Höhe ist nicht entscheidend: Der Fotograf Uwe-Carsten Fiebig erklärt, was ihn in die Alpen zieht und verrät technische Details zu den Bergpanoramen in unserer heutigen Print-Ausgabe
Volker Isfort |
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Die Höhe ist nicht entscheidend: Der Fotograf Uwe-Carsten Fiebig erklärt, was ihn in die Alpen zieht und verrät technische Details zu den Bergpanoramen in unserer gedruckten Ausgabe vom Freitag

Hoch hinaus geht es für ihn nicht nur in der Freizeit in den Bergen, sondern auch beruflich. Uwe-Carsten Fiebig arbeitet beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und an den Universitäten Ulm und Linz. Er beschäftigt sich mit Satellitenkommunikation und -navigation. Die Bergwelt ist seine große Passion, und dass er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Starnberg in der Alpenstraße wohnt, kann kein Zufall sein.

Herr Fiebig, wie entstehen Ihre Bilder?

UWE-CARSTEN FIEBIG: Ich bin mit fast 5 Kilo Equipment unterwegs und fotografiere mit einer digitalen Spiegelreflex-Kamera, einer Canon 5D Mark II mit Vollformat-Sensor. Ich arbeite mit einem Stativ mit Panoramavorrichtung. Die Bilder werden alle im Hochformat mit einem 24 Millimeter- oder 28 Millimeter- Weitwinkelobjektiv gemacht.

Braucht man für Panoramen eine besondere Technik?

Die Kamera muss in den sogenannten Nodalpunkt gebracht werden, dann kann ich aus zwölf Hochformataufnahmen die Panoramen zusammenfügen. Das allerdings übernimmt der Computer, das funktioniert auch wesentlich exakter, als dies früher mit den aneinandergefügten Papierbildern möglich war.

Wie kamen Sie auf Ihr Thema?

Mit 18 Jahren habe ich meine Leidenschaft für Fotografie entdeckt und auch angefangen, auf Bergtouren zu fotografieren. Ich bin von der Größe und Schönheit der Landschaft begeistert und vom Rundum-Gipfelblick. Den wollte ich einfach mit nach Hause nehmen. Mein Anspruch ist ja nicht, dass man die Bilder mit einem Blick erfasst, sondern, dass man zu Hause mit dem Auge wandert, so als stünde man auf dem Gipfel.

Wer mit Ihnen wandert, muss auf dem Gipfel sicher Geduld beweisen.

Ich verweile ohnehin gerne auf dem Gipfel und genieße die Rundumsicht. Und mit den Aufnahmen kann sich das auch zwei bis drei Stunden hinziehen. Die Fotos selber kann man in zwei Minuten machen, aber das Wichtigste ist die Standortsuche und die exakte Ausrichtung. So suche ich nach einem spannenden Vordergrund, sonst hat man nur eine Aneinanderreihung von weit entfernten Gipfeln. Aber der Gestaltungsspielraum ist natürlich je nach Gipfelgröße sehr unterschiedlich.

Ist der Blick spektakulärer, je höher man kommt?

Nicht unbedingt. Man hat von vielen Münchner Hausbergen ja eine tolle Weitsicht. Spektakulär kann ja auch der Blick auf die gegenüberliegende Wand oder in die Täler sein – oder vom Säuling runter zu den Königsschlössern.

Sind Sie ein Höhenjunkie?

Nein, das bin ich nicht. Der höchste Berg, den ich je bestiegen habe, ist der 5462 Meter hohe Popocatépetl in Mexico. Außerdem war ich zwei Mal in Nepal auf Pässen über 5000 Metern. Letztes Jahr habe ich die Alpen in 5000 Metern Höhe im Ballon überquert. Das war auch fantastisch vom Blick her. Ich arbeite beim Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt, und da träumt man ja schon so ein bisschen davon, Astronaut zu sein und einen besonderen Blick auf die Erde zu haben.

Haben Sie einen Lieblingsberg?

Ich bin sehr gerne auf dem Jochberg. Das ist ein Berg, der für seine geringe Höhe und die kurze Anfahrtszeit ein sehr schönes und sehr vielfältiges Panorama bietet und den man ganzjährig besteigen kann. Und ich bin sehr häufig und gerne im Karwendel unterwegs.

Was fasziniert Sie am Bergsteigen?

Bergsteigen hat auch eine philosophische Komponente. Ich lasse mich gerne darauf ein, was die Natur bietet, und bin im Karwendel auch abseits der Routen unterwegs. Dafür muss man allerdings einigermaßen erfahren sein. Ich habe eher auf Drängen meiner Frau immer das Handy dabei mit GPS. Aber das mache ich aus. Ich möchte in den Bergen den Wissenschaftler hinter mir lassen, dann bin ich der Naturmensch. Das ist keine Kritik: Handy und GPS können natürlich in Notsituationen äußerst hilfreich sein.

Haben Sie Vorbilder?

Selbstverständlich kenne ich das Werk von Ansel Adams. Ich schätze die Arbeiten eines Bekannten von mir, des Landschaftsfotografen Olaf Becker. Er hat mich auch viel bei meinem Projekt begleitet. Und ich verfolge die Arbeiten von zeitgenössischen Bergfotografen wie Jürgen Winkler oder Bernd Ritschel. Allerhöchsten Respekt habe ich für Rudolf Rothers Pionierleistung: Er hat seine Bergpanoramen damals noch mit Stativ, Wasserwaage und Linhof-Mittelformatkameras aufgenommen und dabei rund 30 Kilogramm Ausrüstung durch die Berge geschleppt. Ich bin froh, dass ich das nicht mehr machen muss.

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