„Gier“ wie im wahren Leben
Eine Verteidigung des von der Kritik zerfetzten TV-Zweiteilers "Gier" von Dieter Wedel.
Jetzt lästern sie wieder, all die schlauen TV-Kritiker. Tadeln Dieter Wedels Zwei-Teiler „Gier“ als Trauerspiel. Zerreißen seine Finanzklamotte als viel zu platt. Dabei ist die Wirklichkeit, das wahre Leben, doch noch viel, viel platter. Selbst unser Show-Gigant Dieter Bohlen, der ganz Kluge, der studierter Diplomkaufmann, der Herr der Superstars, dessen Lieblingsbeschäftigung es ist, anderen vorzuhalten, wie doof sie sind, war selbst so doof, auf den Millionen-Betrüger Jürgen Harksen hereinzufallen. Der hatte einst die Promi-Schickeria mit Gaga-Renditen von über 1000 Prozent eingewickelt. Einen Ausschnitt seines Leben hat Wedel detailgetreu verfilmt.
Manchem vor der Mattscheibe wurde es da vielleicht langweilig, bei der totalen Langeweile, die bei vielen Reichen und Schönen herrscht, die ihren Lebenshunger nur noch mit Hummer, Champagner, Geld und Sex zu stillen wissen. Und wer will schon erkennen, dass Gier wirklich alle Gehirnzellen außer Kraft setzt, auch bei den armen Durchschnittsverdienern, die von der angeblich doch so traumhaften Welt der ganz Geldigen träumen.
Wedel musste hier nicht mal überzeichnen. Aber will sich das Fernsehpublikum so desillusionieren lassen? Keine Wunder, dass da die „Gier“ von der schönen, heilen Welt des Bergdoktors überholt wurde. Und von Dieter Bohlen und Deutschland sucht den Superstar. Die Welt will halt betrogen werden. So oder so.
Angela Böhm
- Themen:
- Dieter Bohlen