Gier und Glauben

Bruno Jonas fühlt sich im Lustspielhaus als Rampensau wieder einmal sauwohl
von  Mathias Hejny

Hubert Unwirsch ist mal wieder in der Warteschleife. Im letzten Solo von Bruno Jonas „Bis hierhin und weiter” hing der Unternehmensberater am Flughafen fest. Im aktuellen Programm des Niederbayern wartet das Alter Ego des 58-jährigen Kabarettisten in einem Fernsehstudio auf den Beginn einer Talkshow. Aber mit dem Alter nimmt er dankbar jede Wartezeit als „Geschenk an zusätzlicher Zeit” an. Sobald er im Radio von einem Stau hört, verrät er den „Publikumsdarstellern” („Sind Sie schon geschminkt?”) im Lustspielhaus, fährt er hin und stellt sich an.

Der Consulter für das Große Ganze ist für den TV-Talk als Kronzeuge für Korruption geladen. Bestechlickeit ist eines der großen Themen im neuen Jonas-Event mit dem zukunftsfrohen Titel „Es geht weiter”: Die Frage ist nicht, ob es jemanden gibt, der nicht käuflich ist, sondern „wie hoch ist sein Preis?” Und da Unwirsch ein Mann mit solidem Allgemeinwissen ist, versteht er Immanuel Kant auf die Realität anzuwenden: „Handle stets so, dass du bei allen, denen du Schaden zufügst, Anerkennung erntest.”

Unwirschs Spezialgebiet sind Glaubenskonflikte: „Ihr habt eure Wahrheit, wir haben unsere Wahrheit”, da sollte für alle was dabei sein. Nur bei der Paradiesvorstellung müsste mit Moslems wegen der 72 Jungfrauen „noch nachverhandelt werden”.

Rund um Gier und Glauben ist noch Platz für Aktualitäten wie Atomkraftwerke oder die FDP. In jedem Moment der knappen drei Stunden Kurzweil, die er verbreitet, lässt Bruno Jonas spüren, dass sich die Rampensau in ihm sauwohl fühlt. Gerne glaubt man ihm, über wirklich alles reden zu wollen und zu können: „Wenn der Mensch ausstirbt, wäre ich gerne dabei. Dann hat man den Enkeln was zu erzählen.”

Lustspielhaus, bis 28. Mai, Di bis Sa, 20.30 Uhr (ausverkauft!), Tel. 344974

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