Geschwister-Scholl-Preisträger Kulka: Demokratie ist zerbrechlich

Die Schrecken des Konzentrationslagers von Auschwitz – Otto Dov Kulka hat sie als Kind erlebt. Nun hat er seine Erinnerungen daran in einem Buch zusammengetragen. Dafür erhält er den Geschwister-Scholl-Preis.
dpa |
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Der diesjährige Geschwister-Scholl-Preisträger und Holocaust-Überlebende Otto Dov Kulka hat vor der Zerbrechlichkeit demokratischer Strukturen gewarnt. „Was einmal in der Geschichte da war, kann sich wiederholen“, sagte der 80-Jährige am Montag in München anlässlich der Verleihung des mit 10 000 Euro dotierten Preises.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stadt München vergeben die Auszeichnung seit 1980. Sie erinnert an die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ rund um Hans und Sophie Scholl. Der Historiker Kulka wird geehrt für sein Buch „Landschaften der Metropole des Todes“ mit Erinnerungen an das Konzentrationslager Auschwitz, das Kulka als Zehnjähriger erlebt hatte.

Das Buch sei eine schmerzliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Gedächtnis, begründete die Jury ihre Entscheidung. Es wirke beim Leser nach und schaffe es, mit seinen Erinnerungsbildern die Wahrnehmung der Vergangenheit zu verändern und neue Impulse für die Gegenwart zu geben.

Die Historikerin Susanne Heim vom Institut für Zeitgeschichte in München sagte in ihrer Laudatio, die Schilderungen einer Kindheit in Auschwitz seien bisweilen fast lakonisch. „Das Grauen tritt erst dadurch hervor, dass der Leser um die Verbrechen und die Brutalität des Lagers weiß.“ Er schildere das KZ aus der Perspektive des staunenden Kindes, das Kulka damals war.

Das Werk basiert auf Tonbandaufzeichnungen und Tagebuchauszüge, mit denen Kulka neben seiner Arbeit als Historiker die Erinnerungen an die Schreckensjahre der Nazi-Herrschaft verarbeitet hat. Die Landschaften des Todes sind darin Auschwitz. „Ich lebte in diesen Landschaften, lebenslang, aber es war ein unterirdisches Leben“, sagte Kulka.

Nach längerer Zeit wird nun wieder ein Autor geehrt, der sich mit dem Holocaust auseinandersetzt. Preisträger früherer Jahre waren der chinesische Dissident Liao Yiwu oder der heutige Bundespräsident Joachim Gauck.

Die Auszeichnung ist nach Hans und Sophie Scholl benannt, Mitglieder der „Weißen Rose“. Ab Sommer 1942 verfassten und verteilten sie Flugblätter gegen das NS-Regime. Am 18. Februar 1943 wurden die Geschwister jedoch dabei entdeckt, als sie in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität ein Flugblatt auslegen wollten. Wenige Tage später wurden sie zum Tod verurteilt und hingerichtet.

 

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