Geschwister-Scholl-Preis an belgischen Autor van Reybrouck

David van Reybrouck erhält für sein Indonesien-Buch "Revolusi" den Geschwister-Scholl-Preis
von  RBR
David Van Reybrouck.
David Van Reybrouck. © picture alliance/dpa

Mit dem heuer zum 44. Mal vergebenen Geschwister-Scholl-Preis wird jährlich ein Buch ausgezeichnet, das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.

In diesem Jahr wird der Autor David van Reybrouck (52) für sein Buch "Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt" geehrt. Der belgische Autor bringe dem Leser "die Befreiung Indonesiens aus der Kolonialherrschaft als packende Globalgeschichte von überraschender Aktualität nahe", heißt es in der Begründung der Jury. "Der leidvolle Weg des Landes in die Unabhängigkeit erweist sich als Schlüssel zum Verständnis von Erfahrungen, Hoffnungen und politischen Visionen in den Ländern des globalen Südens, die ihre Wirkmacht in den geopolitischen Entwicklungen der Gegenwart neu entfalten."

Van Reybrouck stammt aus Brügge. Er studierte Archäologie und Philosophie an der Katholieke Universiteit Leuven und in Cambridge. Heute lebt und arbeitet er als Schriftsteller, Dramatiker, Journalist, Archäologe und Historiker in Brüssel. Der flämisch sprechende Autor gilt als mitreißender Erzähler und akribischer Rechercheur. In "Revolusi" führt er seine Methode der Oral History fort, die schon sein 2012 auf Deutsch erschienenes Buch "Kongo. Eine Geschichte" prägte.

Die Jury des Geschwister Scholl-Preises würdigt laut einer Mitteilung mit dieser Auszeichnung die aufklärerische Kraft und intellektuelle Unabhängigkeit, mit der David van Reybrouck - ohne institutionelle Einbindung und öffentliche Förderung - lange verdrängte Kapitel der Kolonialgeschichte in das Bewusstsein der europäischen Öffentlichkeit rücke.

Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Er wird am 28. November verliehen. Vergeben wird er vom Kulturausschuss des Stadtrats der Landeshauptstadt München und der Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V.

Der Preis ist nach den Geschwistern Hans und Sophie Scholl benannt, die mit Freunden in der Weißen Rose gegen das nationalsozialistische Regime Widerstand geleistet hatten. 1943 wurden sie deshalb in München hingerichtet. In früheren Jahren gewürdigt wurden unter anderem der ukrainische Autor Andrej Kurkow, der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, die 2006 in Moskau ermordete Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja oder die Schriftstellerin Christa Wolf. Erster Preisträger 1980 war der Dramatiker Rolf Hochhuth.

David van Reybrouck: "Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt" (Suhrkamp, 751 S., 34 Euro)

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