Geschichten aus dem Rauch des Lebens

Melissa Etheridge überzeugt in der Tonhalle mit guter alter Songwriter-Kunst
von  Arno Frank Eser

Melissa Etheridge kann es selbst noch gar nicht fassen, wie schnell jetzt alles gegangen ist: „Nur noch drei Konzerte, dann ist meine Europa-Tournee schon wieder zu Ende, wie schade!” Und man merkt ihr an, dass sie das wirklich ernst meint. Hat sie sich doch gerade so schön warm gespielt. Wenn alle Auftritte so voller Power und Emotionen waren wie das in der vollen Tonhalle, dann hat sie einen Siegeszug hinter sich.

Mit „Fearless Love”, dem Titelsong aus dem neuen Album, geht’s los. Und zwar genau in der Art, wie es die 50-jährige Frauenrechtlerin seit über zwei Jahrzehnten macht: Eine kleine Begleitband, vorne ihre Akustik-Gitarre und ihre unnachahmliche rauchige Stimme. Amerikanische Songwriter-Kunst zwischen Rock und Folk, voller Gefühl und mit viel Können umgesetzt.

Und so baut sie geschickt Neues und Altes zu einem attraktiven Programm, lässt dabei „Come To My Window” genau so frisch aussehen wie weitere Songs aus ihrer neuen CD, holt natürlich auch ihre Evergreens „Bring Me Some Water”, „I Will Always Love You” und gegen Schluss „Like The Way I Do” aus der Schublade.

Allein die zu ausgedehnten langen Mitklatsch- und Mitsing-Einlagen stören. Auch die große Animateurin weiß sehr wohl, dass diese Spielchen albern sind. Aber sie hat auch einiges zu erzählen. Zum Beispiel, dass seit acht Jahren bei ihr kein Krebs mehr diagnostiziert wurde. Und dass ihr ein Abend wie dieser bestimmt wertvoller ist als ihre fünf Platin-Alben, ihre zwei Grammys und ihr Oscar zusammen. So verschieben sich die Schwerpunkte im Leben. Und es wäre traurig, wenn es nicht so wäre. Ein tolles Konzert!

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