Genschers Premiere
Hans-Dietrich Genscher kämpft: für die FDP und um ein Bier. Der langjährige Außenminister sorgt im Hofbräukeller für den Höhepunkt des Europawahlkampfs der FDP.
Das ist auch für den vielgereisten Hans-Dietrich Genscher eine Premiere: „Das ist das erste Mal, dass ich in München eine Wahlkampfrede halte und zwei Mitglieder der bayerischen Staatsregierung im Publikum habe“, ruft der große alte FDP-Mann am Donnerstag abend in den voll besetzten Saal des Hofbräukellers. Und die Anhänger jubeln – noch immer ist es ein neues Gefühl, dass die Liberalen den Freistaat mitregieren.
Genschers Auftritt in München ist der Höhepunkt des liberalen Europawahlkampfs der Bayern-FDP. Und die emotionale, aber auch unterhaltsame Rede des Daueraußenministers der Regierungen Schmidt und Kohl rührt und bewegt die Parteiseele. Genscher schlägt den großen Bogen von der Nachkriegszeit über die europäische Aussöhnung bis zu Wiedervereinigung und aktueller Wirtschaftskrise. Sein Leitmotiv: dass es die Ideen Freiheit und Verantwortung waren, die Europa mehr als 60 Jahre Frieden beschert haben. Daran müsse auch in Zukunft gearbeitet werden: „Kämpfen wir gemeinsam gegen die Diktatur der Vorurteile, dann machen wir die Köpfe frei für eine gerechtere Weltordnung“, ruft Genscher und erntet Jubel.
Nur einmal zeigt sich der 82-Jährige „enttäuscht“: Als ihm jemand ein Glas Wasser ans Podium bringt. „Ich dachte, ich rede hier in München“. Prompt bringt ein anderer Helfer ein Bier. Genscher bedankt sich und sagt trocken: „Sie können daraus entnehmen, wie wichtig der Wettbewerbsgedanke ist.“
mue
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