Genetisch unpolitisch
Stephan Zinner hat schon Söder gedoubelt, Rolf Boysen von der Bühne getragen und zeigt heute sein viertes Kabarett-Solo
Oft ist die Kopie einfach besser als das Original. Als Markus Söder war Stephan Zinner auch heuer der Star beim Derblecken auf dem Nockherberg. Er coverte Tina Turners „Private Dancer” zum „Ich bin Finanzminister" und zeigte sich bereit für höhere Weihen. In der Lach- und Schießgesellschaft feiert der Original-Zinner heute fern der Politik mit seinem vierten Solo-Programm „Der Fluch des Pharao” Premiere. Darin beschäftigt sich der Oberbayer mit der Plage einer imaginierten Erbschaft (ein Baugrund in Deggendorf), denkt über peruanische Panflöten-Spieler und Martina Navratilovas Schwester nach und greift zwischendurch selbst zur Gitarre.
AZ: Herr Zinner, wie schaut’s aus – wann gehen Sie endlich in die Politik?
STEPHAN ZINNER: Man sollte schon das Talent für den Politikerberuf besitzen. Ich glaube, von den Menschen her, die da rumgurken, ist das nicht meine Welt. Da fehlen mir irgendwelche Gene. Oder vielleicht habe ich auch von anderen Sachen zu viel.
Man sieht immer Söder und Sie zusammen nach dem Auftritt. Was bereden Sie da?
Ich denke mal, für solche Anlässe wurde der Small Talk erfunden. Man schüttelt die Hände, die Kameras kommen, dann wird kurz Spannung aufgebaut, und dann ist es auch schon wieder vorbei. Das hat keine Substanz. Wie geht’s? Schön war’s. Ja. Au ja, gehen wir rüber, da steht der Seehofer.
Hat sich Söder schon mal bei Ihnen über eine Pointe auf seine Kosten beschwert?
Nein. Das sind ja auch keine richtigen Bösartigkeiten, die da ausgeteilt werden. Ich mache auch kein politisches Kabarett, das ist gar nicht so mein Ding. Die Texte für den Nockherberg werden ja an mich herangetragen, da bin ich wirklich nur eine hired gun.
Söder hat ein, sagen wir mal, eher konservatives Wertesystem. Wie ist das bei Ihnen?
Ich bin grün, schon immer. Ist aber auch kein großes Geheimnis.
Sie haben während Ihres Schauspielstudiums bei Ruth Zerboni in den Neunzigern schon an den Kammerspielen gespielt.
Ja, beim Lear spielte ich einen Schergen! Einen Satz hatte ich. Aber ich durfte den Rolf Boysen von der Bühne tragen, das war echt toll. Bei Dorn hat das mir gefallen. Dann spielte ich mit beim Ringsgwandl, „Tankstelle der Verdammten”. Ich bin dann drei Jahre ans Landestheater Salzburg. Und dann bin ich wieder mit dem Baumbauer an die Kammerspiele.
Wo Sie bei vielen Wittenbrink-Abenden mitgespielt haben, wohl auch wegen Ihres musikalischen Talents. Wieso haben Sie aufgehört?
Ich war so fünf Jahre dort. Dann sind die Rollen nicht so gewesen, wie ich’s mir gewünscht hätte. Es war nicht bösartig. Wir haben uns im gegenseitigen Einverständnis getrennt.
Heute stehen Sie als Kabarettist auf der Bühne. Wieso eigentlich der „Fluch des Pharao”?
Ich wurde tatsächlich bei einem Kinderfasching von einer Mumie verflucht. Da war eine Kleine, verkleidet, die wollte ich rausschmeißen, weil sie mich so genervt hat. Die meinte dann: Wenn Sie jetzt nicht aufpassen, verfluch’ ich Sie. Ab dem nächsten Tag lief dann alles schief: Mein Rad wurde mir geklaut, das Auto abgeschleppt. Das Lustige ist, dass man dann wirklich überlegt, ob was dran ist. Ein Blödsinn.
Auf dem Plakat sieht man auch eine kleine Mumie. Ist das Ihr Sohn?
Das ist meine mittlere Tochter, die Lotte. Die Kleinste heißt Emma, und der Konrad ist jetzt zwölf. Lotte wollte unbedingt mit aufs Plakat. Beim Fotografen war alles super vorbereitet, erst mal eine Cola, dann 25 Minuten Shooting. Danach meinte sie: laaangweilig.
Auf Ihrer Webseite kann man lesen, dass das Pinselohrschwein Ihr Lieblingstier ist. Das ist nicht Ihr Ernst, oder?
Doch, ich finde dieses Schwein großartig. Auch so von der Mentalität her. Nicht, dass ich so gemütlich wäre. Aber so ein Leben wünschte ich mir schon ab und zu.
Lach & Schieß, heute bis 24.3., 20 Uhr, Karten Tel. 391997, AK: 19/12 Euro (erm.)